Afghanistan-Konferenz in Bonn:Merkel fordert Karsai zum Kampf gegen Korruption auf

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"Nur die Afghanen können dieses Problem lösen": Kanzlerin Merkel fordert Afghanistan auf, stärker gegen Bestechung vorzugehen und die Versöhnung mit den Taliban voranzutreiben. Dafür verspricht sie Unterstützung über den deutschen Truppenabzug hinaus.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai aufgefordert, den Kampf gegen Drogenhandel und Korruption voranzubringen. Gleichzeitig mahnte sie in ihrer Rede auf der Afghanistan-Konferenz in Bonn weitere Anstrengungen im politischen Versöhnungsprozess mit den Taliban an. "Wir können helfen dabei", sagte Merkel vor den etwa 1000 Delegierten. "Lösen können dieses Problem nur die Afghanen selber." Außenminister Guido Westerwelle (FDP) versprach Afghanistan deutsche Hilfe bis mindestens 2024.

Zehn Jahre nach der ersten Afghanistan-Konferenz auf dem Petersberg beraten in Bonn rund 1000 Delegierte aus 85 Ländern und von 15 Organisationen über die Zukunft Afghanistans nach dem Abzug der internationalen Kampftruppen 2014.

Den Vorsitz führt der afghanische Präsident Hamid Karsai. In seiner Rede zum Konferenzbeginn sagte er, sein Land sei nach 2014 noch mindestens zehn weitere Jahre auf internationale Hilfe angewiesen. Er fügte aber hinzu: "Die Afghanen wollen die Großzügigkeit der internationalen Gemeinschaft nicht einen einzigen Tag länger als absolut notwendig in Anspruch nehmen." Unmittelbar vor der Konferenz hatte Karsai fünf Milliarden US-Dollar pro Jahr als Größenordnung für die internationale Hilfe ins Gespräch gebracht.

Merkel sagte, bei dem Treffen gehe es darum, die Partnerschaft der internationalen Gemeinschaft mit Afghanistan auf eine breitere Basis zu stellen. "Afghanistan kann sich auch nach 2014 auf die Unterstützung der internationalen Staatengemeinschaft verlassen." Allerdings würden sich die Schwerpunkte dann auf die Ausbildung von Sicherheitskräften, Entwicklungszusammenarbeit, wirtschaftlichen Aufbau und den Versöhnungsprozess verlagern.

Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte eine Verstärkung des Kampfes gegen Korruption und Drogenhandel. Gleichzeitig mahnte er die von der Nato geführten Isaf-Truppen, das Leben unschuldiger Zivilisten nicht zu gefährden.

Die EU-Chefdiplomatin Catherine Ashton sicherte Afghanistan zu, die Finanzhilfen der Europäischen Union nicht zu kürzen. Die EU werde ihre Finanzierung "mindestens auf dem jetzigen Niveau beibehalten" und sich ihrer Verantwortung stellen. Wichtig sei, dass auch die afghanische Seite ihren Beitrag leiste und, wie zugesichert, die Korruption bekämpfe sowie die Rechtsstaatlichkeit und insbesondere die Frauenrechte stärke.

Die USA geben unterdessen eingefrorene Entwicklungshilfegelder in dreistelliger Millionenhöhe frei. Washington will gemeinsam mit anderen Partnern die Zahlungen in den afghanischen Wiederaufbaufonds (ARTF) wiederaufnehmen, sagte US-Außenministerin Hillary Clinton in Bonn. Nach ihren Angaben geht es um Zahlungen von bis zu 700 Millionen Dollar (520 Millionen Euro) jährlich.

Iran fordert vollständigen Abzug ausländischer Truppen

Die allgemeinen Hilfszusagen der Bonner Konferenz sollen im kommenden Jahr konkretisiert werden. Für Juli ist eine Geberkonferenz in Tokio geplant, wie die japanische Delegation am Montag ankündigte. Dort sollen genaue Zahlen folgen. Im Mai 2012 ist außerdem in Chicago ein Nato-Gipfel zur Zukunft Afghanistans geplant.

Überschattet wird die eintägige Konferenz vom Boykott Pakistans. Die Regierung in Islamabad sagte ihre Teilnahme nach einem Nato-Angriff auf zwei Militärposten ab, bei dem 24 pakistanische Soldaten getötet worden sein sollen. US-Außenministerin Clinton äußerte ihr Bedauern darüber und kündigte an, die USA seien entschlossen, "in die jüngsten Grenzzwischenfälle Licht zu bringen".

Der zweite mächtige Nachbar Afghanistans ist in Bonn allerdings vertreten: Irans Außenminister Ali Akbar Saleh forderte in Bonn die Schließung aller internationalen Militärstützpunkte in Afghanistan. Die Präsenz ausländischer militärischer Verbände nach 2014 sei nicht vernünftig, sagte er. Die Sicherheit müsse komplett in die Hände der Afghanen gelegt werden.

© dpa/dapd/AFP/liv - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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