Afghanistan-Einsatz:Guttenberg - keine Angst vor möglichem Konflikt

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Guttenberg ist bereit, amerikanische Hoffnungen zu enttäuschen. Denn der isolierte Ruf nach mehr Truppen passe nicht zum deutschen Engagement am Hindukusch.

Während der Afghanistan-Konferenz Ende Januar in London will Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) konkrete Zahlen zur künftigen deutschen Truppenstärke vorlegen und gegebenenfalls auch US-Erwartungen enttäuschen. In der Leipziger Volkszeitung betonte der Minister, er lasse sich bei den Truppenplanungen nicht von Wünschen der Amerikaner unter Druck setzen.

Guttenberg will sich nicht unter Druck setzen lassen, Tuppen aufzustocken. Hier beim Rundgang durch das Bundeswehr-Feldlager in Kundus. (Foto: Foto: ddp)

"Ich bin niemand, der sich einem Gruppenzwang unterwirft. Zu meiner Meinungsbildung brauche ich auch keine Vorgabe aus den USA", sagte der CSU-Politiker. Er fügte hinzu: "Die immer mal wieder genannte Zahl von 2500 zusätzlichen Soldaten ist nicht realistisch."

Zivile Maßnahmen

Die Initiative Berlins für die Konferenz am 28. Januar beinhalte indes nicht nur Vorschläge zur zukünftigen Truppenstärke. "Unser Grundsatz lautet: Eine sichere Zukunft für Afghanistan ist nicht allein militärisch zu gewinnen", sagte der Minister. Entscheidend werde die Konzentration auf zivile Maßnahmen sein. "Der isolierte Ruf nach mehr Kampftruppen wird dem bisherigen deutschen Engagement nicht gerecht", sagte Guttenberg. "Natürlich kämpfen unsere Truppen auch. Aber wir stehen besonders für mehr und gute Ausbildung von Sicherheitskräften."

Zur Vorbereitung der Afghanistan-Konferenz hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach Informationen der Rheinischen Post einen Kabinettsausschuss unter ihrer Führung eingerichtet.

Zu den Mitgliedern des Ausschusses, der am Montagnachmittag zum ersten Mal im Kanzleramt zusammengekommen sei, gehörten Außenminister Guido Westerwelle (FDP), Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP), Verteidigungsminister zu Guttenberg, Innenminister Thomas de Maizière (CDU) und Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU). Der Ausschuss solle eine gemeinsame Linie für die Afghanistan-Konferenz in drei Wochen ausarbeiten, schreibt das Blatt.

In der Debatte über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr kritisierte Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, für ihre Aussagen. "Die Äußerungen sind weltfremd und bringen wenig. Frau Käßmann blendet wichtige politische Zusammenhänge aus", sagte der Politiker der Bild. "Ihre Forderung 'Mehr Fantasie für den Frieden' wird Terroristen nicht von Anschlägen abhalten."

Die Ratsvorsitzende hatte in ihrer Neujahrspredigt einen erkennbaren Plan für den Abzug der Soldaten gefordert. In einem Interview zu Weihnachten hatte sie gesagt: "Auch nach den weitesten Maßstäben der Evangelischen Kirche in Deutschland ist dieser Krieg so nicht zu rechtfertigen."

Dies sei nur möglich, wenn der zivile Aufbau - anders als bisher - klar dominiere. Schünemann: "Gegen islamistische Extremisten hilft keine Gesinnungsmoral à la Käßmann, sondern nur entschlossene Sicherheitspolitik." Gerade in der jetzigen Bedrohungslage dürfe man den Soldaten nicht in den Rücken fallen.

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