Bundestag:Bericht: Mitarbeiter eines AfD-Abgeordneten soll Kontakt zu russischem Agenten haben

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Wie der "Spiegel" berichtet, steht der Verdacht im Raum, dass sich ein Mitarbeiter eines AfD-Bundestagsabgeordneten von einem russischen Geheimdienst einspannen ließ, um die Politik in Deutschland zu beeinflussen. (Foto: Stefan Sauer/dpa)

Dem "Spiegel" zufolge tauschte sich der Mann per Chat mit einer Kontaktperson in Russland darüber aus, wie sich deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine stoppen oder verzögern ließen. Die Anschuldigungen weist er zurück.

Ein Mitarbeiter eines AfD-Bundestagsabgeordneten soll angeblich Verbindungen zu einem russischen Geheimdienst haben. Das berichtet der Spiegel und verweist auf gemeinsame Recherchen mit der Plattform The Insider. Der Mitarbeiter tauschte sich nach Angaben des Nachrichtenmagazins im Frühjahr 2023 per Chat mit einer Kontaktperson in Russland darüber aus, wie sich deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine womöglich stoppen oder verzögern ließen.

Unklar sei bislang gewesen, wer die Person war, mit der sich der Mitarbeiter damals austauschte, so der Spiegel. Nach Erkenntnissen europäischer Sicherheitsbehörden solle es sich um einen Oberst des russischen Geheimdienstes FSB handeln, schreibt das Magazin. Wie die Auswertung von Telefonverbindungsdaten in Russland bestätige, sei der Oberst in Kontakt mit zahlreichen weiteren FSB-Beamten, darunter einem Abteilungsleiter der Behörde.

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Damit steht dem Spiegel zufolge der Verdacht im Raum, dass sich der Mitarbeiter des AfD-Abgeordneten vom russischen Geheimdienst einspannen ließ, um die Politik in Deutschland zu beeinflussen. Er selbst weist das zurück. "Die Anschuldigungen, ich sei ein Einflussagent Moskaus, sind haltlos und entsprechen in keiner Weise der Realität", teilte er dem Magazin mit. Zudem wird er mit den Worten zitiert: "Die genannten Verbindungen nach Russland sind frei erfunden." Die behauptete Kontaktperson existiere für ihn nicht.

Der AfD-Abgeordnete teilte laut Spiegel mit, er gehe "auf substanzlose Unterstellungen" gegen seinen Mitarbeiter nicht ein. Der Oberst des russischen Geheimdienstes habe Anfragen bislang unbeantwortet gelassen.

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