Parteitag:Maximilian Krah ist Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl

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Mit Einstecktuch und Seitenscheitel trat Krah gegen Mittag ans Rednerpult. (Foto: Annegret Hilse/Reuters)

Mit dem 46-Jährigen wählt die Partei einen Vertreter zum Spitzenkandidaten, der für ihren Rechtsruck steht - und der auch vor einschlägigen Parolen nicht zurückschreckt.

Von Tim Frehler

Maximilian Krah, Europaabgeordneter aus Sachsen, wird die AfD als Spitzenkandidat bei der Europawahl 2024 anführen. Auf der Wahlversammlung der Partei am Samstag in Magdeburg wählten ihn 65,7 Prozent der Delegierten auf Platz eins der Parteiliste. Das entspricht 370 der 571 abgegebenen Stimmen. Auf Platz zwei der Liste wählten die Delegierten den Bundestagsabgeordneten und ehemaligen bayerischen Landesvorsitzenden Petr Bystron.

Mit Einstecktuch und Seitenscheitel trat Krah gegen Mittag ans Rednerpult. In der Partei gilt er als umstritten. Er steht für den Rechtsruck der AfD. Immer wieder ist er Gast am Institut für Staatspolitik in Schnellroda des extrem rechten Publizisten Götz Kubitschek. Auf TikTok gibt es ein Video, in dem er sich an junge Männer auf der Suche nach einer Partnerin richtet. Ihnen empfiehlt er: "Lass dir nicht einreden, dass du lieb, soft, schwach und links zu sein hast. Echte Männer sind rechts", sagt Krah. "Dann klappt's auch mit der Freundin."

Zu Beginn seiner Bewerbungsrede warnte Krah seine Partei davor, sich zu mäßigen. Die AfD dürfe keine Art Werteunion werden. Stattdessen solle sie eine Partei der Leidenschaft, des Mutes und des Patriotismus sein. "Dafür kriegt man Prozente", sagte Krah. Die AfD sei mittlerweile die "spannendste Rechtspartei in ganz Europa."

In seine Rede griff Krah auch zu harten Parolen: Er sagte, "sozial schwachen" Menschen würden in Deutschland keine Lieder und Märchen mehr vorgetragen, das sei Teil der kulturellen linken Hegemonie. Doch, sagte Krah, "ihr Herz würde tanzen, wenn es deutsche Lieder und deutsche Märchen wären, die man ihnen vorträgt".

Der 46-jährige Krah kommt aus Sachsen, war früher Mitglied in der CDU, er sitzt seit 2019 für die AfD im Europaparlament. Dort gab es bereits mehrfach Ärger um ihn: Anfang des Jahres hatte ihn die rechtsnationale Fraktion Identität und Demokratie (ID) für drei Monate suspendiert. Dabei ging es um den Vorwurf, Krah habe die Vergabe eines PR-Auftrags der Fraktion manipuliert. Ein Jahr zuvor wurde seine Mitgliedschaft schon einmal ausgesetzt. Damals wurde ihm vorgeworfen, er habe im französischen Präsidentschaftswahlkampf nicht Marine Le Pen von der ID-Mitgliedspartei Rassemblement National, sondern die Partei des Rechtsextremen Éric Zemmour unterstützt.

Krahs Gegenkandidat, Andreas Otti, aus Berlin erhielt 142 Stimmen. Das entspricht 25,2 Prozent der Stimmen. Otti gilt in der Partei als weitgehend unbekannt. Nach seiner Bewerbungsrede fragte ihn ein Teilnehmer des Parteitages sogar am Mikrofon: "Wer sind Sie eigentlich?"

Die Wahl zum Europäischen Parlament findet vom 6. bis 9. Juni 2024 statt. Mit welchem Programm die AfD dann antreten will, entscheidet sich voraussichtlich erst am kommenden Wochenende. Noch bis zum 6. August treffen sich die Delegierten der AfD in Magdeburg.

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