Nach Entlassung:Ex-AfD-Sprecher Lüth gesteht "abscheuliche" Äußerungen

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Christian Lüth wurde nach seinen Aussagen von seinem Posten in der AfD entlassen. (Foto: Jens Jeske/imago; Bearbeitung SZ)

Der frühere leitende Mitarbeiter der AfD-Bundestagsfraktion war in einer TV-Dokumentation ohne Nennung seines Namens mit menschenverachtenden Sätzen gegen Migranten zitiert worden.

Von Jens Schneider, Berlin

Vier Tage nach seiner fristlosen Entlassung hat der frühere Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion Christian Lüth in einer persönlichen Stellungnahme eingeräumt, der Urheber der ihm vorgeworfenen menschenverachtenden Aussagen zu sein. Lüth spricht in einer schriftlichen Erklärung, die er auch der Süddeutschen Zeitung schickte, von "abscheulichen und nicht entschuldbaren Äußerungen".

Diese seien am 23. Februar in einem "widerrechtlich und auf dubiose, verdeckte Weise aufgezeichneten" Gespräch privaten Charakters über die AfD gefallen. Die Äußerungen "entsprechen nicht meiner Gesinnung und schon gar nicht der der AfD", erklärt Lüth. Sie seien von einer "aufgeheizten, ironischen und übersteigerten Wortwahl geprägt". Er versichert zudem, dass die Führung der Fraktion nichts von den Aussagen gewusst habe.

Der frühere leitende Mitarbeiter der AfD-Bundestagsfraktion war zunächst in einer Dokumentation des Senders Pro Sieben ohne Nennung seines Namens mit gegen Migranten gerichteten Aussagen zitiert worden. So sagte er einer Youtuberin, dass es Deutschland schlechter gehen müsse, damit es der AfD besser gehe. Er sprach gegenüber der jungen Frau davon, dass man Migranten, die ins Land kämen, "nachher immer noch alle erschießen" könne, "oder vergasen". Nachdem die Aussagen ihm in Medienberichten und später auch von seiner Partei zugeschrieben wurden, kündigte ihm die Fraktion am Montagnachmittag fristlos.

Lüth verweist, dass er unter anderem in Lateinamerika aufgewachsen sei und längere Zeit in Kairo gelebt habe und eine "liberale Grundhaltung" habe. Er sei nicht "rechtsradikal oder -extrem, fremden- oder migrantenfeindlich".

Lüth war für die AfD zunächst einige Jahre Pressesprecher der Bundespartei unter anderem für den amtierenden Parteichef Jörg Meuthen und wechselte Anfang 2018 in die Bundestagsfraktion, wo er die Presseabteilung leitete. Er zählte zu den engen Vertrauten des Fraktionsvorsitzenden Alexander Gauland. Der hatte sich am Montag von den Aussagen distanziert und Lüth von seiner Entlassung in Kenntnis gesetzt.

Lüth war bereits in diesem Frühjahr als Sprecher von der Fraktionsspitze beurlaubt worden, weil er sich in einem Chat als "Faschist" gebrüstet haben soll. Mitte September berief die Fraktion einen neuen Pressesprecher als Nachfolger, Lüth sollte aber weiter in der Presseabteilung beschäftigt werden. Nach dem Bekanntwerden der Zitate drängten am Montag aber zahlreiche Abgeordnete auf seine Entlassung. Innerhalb der Fraktion gibt es dem Vernehmen nach großen Unmut über die Affäre.

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