Berlin:Parlament wählt Sello zum Beauftragten für SED-Aufarbeitung

Berlin (dpa/bb) - Berlin bekommt 28 Jahre nach dem Fall der Mauer einen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur: Der frühere DDR-Bürgerrechtler Tom Sello ist am Donnerstag im Abgeordnetenhaus gewählt worden. Die Entscheidung fiel einstimmig, wie Parlamentspräsident Ralf Wieland feststellte. Der 60-jährige Sello muss nun noch im Amt vereidigt werden.

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Berlin (dpa/bb) - Berlin bekommt 28 Jahre nach dem Fall der Mauer einen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur: Der frühere DDR-Bürgerrechtler Tom Sello ist am Donnerstag im Abgeordnetenhaus gewählt worden. Die Entscheidung fiel einstimmig, wie Parlamentspräsident Ralf Wieland feststellte. Der 60-jährige Sello muss nun noch im Amt vereidigt werden.

Der bisherige Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Martin Gutzeit, geht nach 24 Jahren in den Ruhestand. Das Amt wird nun neu ausgerichtet und umbenannt. Sello soll sich nicht nur um Unterlagen der DDR-Staatssicherheit kümmern, sondern die gesamte politische und historische Aufarbeitung der SED-Diktatur verstärkt in den Blick nehmen.

Der Landesbeauftragte hat künftig auch ein Rederecht im Parlament. Er berät zum Beispiel Menschen, die in der DDR politisches Unrecht erlitten, zu Fragen der Rehabilitierung und Entschädigung.

Sello wurde im sächsischen Meißen geboren, lernte Baufacharbeiter und ging nach Abitur und Grundwehrdienst in der Nationalen Volksarmee 1979 als Maurer nach Ost-Berlin. Dort engagierte er sich in oppositionellen Gruppen und war 1989 an der Aufdeckung der gefälschten Kommunalwahl in der DDR beteiligt.

Nach dem Mauerfall gehörte Sello zu den Besetzern in der früheren Stasi-Zentrale, um das Archiv zu sichern. Seit 1993 arbeitete er in der Robert-Havemann-Gesellschaft. 2016 sagte Sello, es sei ein „Verrat an den Ideen von 89“, wenn heute „Wir sind das Volk“ von „Menschenfeinden“ gebrüllt werde. Es sei damals gerade nicht um Ausgrenzung gegangen, sondern darum, Mauern einzureißen.

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