Nach einer abfälligen Bemerkung über den an Krebs erkrankten US-Senator John McCain verlässt eine Mitarbeiterin des Weißen Hauses das Büro von Präsident Donald Trump. Man müsse sich keine Sorgen um die abweichenden Meinungen des Senators machen, soll Kelly Sadler Mitte Mai gesagt haben: Er sterbe sowieso bald. Die Äußerungen wurden an die Presse durchgestochen und lösten Empörung aus.
Ob es sich um eine Kündigung oder einen Rausschmiss handelte, blieb zunächst unklar - auch, wie sehr das Berufsende für Kelly tatsächlich mit dem reinen Inhalt ihrer Aussagen zusammenhängt. Die New York Times berichtet , Sadler habe mit Mercedes Schlapp, der Direktorin für strategische Kommunikation, nicht mehr zusammenarbeiten können. Sadler warf Schlapp vor, für den Leak ihres Kommentars verantwortlich zu sein.
Der Vietnamkriegs-Veteran McCain stand der Wunschkandidatin Trumps für den Posten des CIA-Chefs kritisch gegenüber. Gina Haspel soll an der Folter von Gefangenen durch die CIA nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 beteiligt gewesen sein. Der Senat stimmte Mitte Mai schließlich Haspels Nominierung zu - ohne die Stimme McCains, der wegen eines Krankenhausaufenthalts nicht an der Abstimmung teilnehmen konnte.
Eine offizielle Entschuldigung gab es nie
Außerdem hatte McCain im vergangenen Jahr als einer von drei republikanischen Senatoren gegen die von Trump geplante Abschaffung der Gesundheitsreform Obamas votiert. Damit verhinderte er das Ende von Obamacare und zog sich den Zorn des Präsidenten zu.
Eine offizielle Entschuldigung des Weißen Hauses für die Bemerkung gab es nicht. Der 81-jährige McCain leidet an einem Hirntumor. Ärzte hatten das Geschwulst im vergangenen Juli entdeckt, als sich der Ex-Präsidentschaftskandidat der Republikaner wegen eines Blutgerinnsels über dem Auge einer Operation unterziehen musste. McCain genießt über Parteigrenzen hinweg großes Ansehen und ist nicht zuletzt wegen seiner eigenen Erfahrungen in nordvietnamesischer Kriegsgefangenschaft ein vehementer Gegner der Folter.