Freigesprochene Christin:Pakistan schickt wegen Protesten Militär in die Städte

Anhänger der radikalen Partei TLP demonstrieren in Islamabad gegen den Freispruch einer erstinstanzlich zum Tode verurteilten Christin. (Foto: AFP)

Nachdem das Todesurteil gegen eine Christin aufgehoben wurde, demonstrieren in mehreren pakistanischen Städten radikale muslimische Gruppen. Soldaten sichern in der Hauptstadt das Parlament und Gerichte.

Weil in Pakistan radikale muslimische Gruppen aus Protest gegen die Aufhebung des Todesurteils gegen die Christin Asia Bibi auf die Straße gegangen sind, hat die Regierung Soldaten in die größeren Städte des Landes entsandt. Das Militär schützte am Mittwoch das Parlamentsgebäude und die Gerichte in der Hauptstadt Islamabad. Dort hatten Tausende Demonstranten Straßen blockiert und Regierungseinrichtungen geplündert.

Auch nach Lahore, die weiter östlich gelegene Großstadt in Pakistan, wurden Soldaten geschickt. Dort hatten Mitglieder der radikalen islamistische Partei Tehreek-e-Labaik Pakistan (TLP) versucht, das regionale Parlament zu stürmen. Die Partei hatte den Richtern schon Mitte Oktober mit "Konsequenzen" gedroht, sollten sie die Verurteilte freisprechen und nach der Aufhebung des Urteils nun den Tod der drei Richter gefordert.

Asia Bibi war 2010 wegen Blasphemie zum Tode verurteilt worden. Sie hatte 2009 aus dem gleichen Gefäß wie muslimische Arbeiterinnen getrunken. Das verärgerte ihre Kolleginnen. Sie forderten sie auf, zum Islam zu konvertieren. Dies aber lehnte sie ab. Später warfen ihr die muslimischen Frauen vor, sich beleidigend über Mohammed geäußert zu haben.

Die radikale islamische Partei TLP spricht sich vehement dagegen aus, das harte pakistanische Blasphemiegesetz zu lockern. Das Todesurteil hatte international Empörung ausgelöst. Menschenrechtsaktivisten bezeichneten die neuerliche Entscheidung der Richter als Meilenstein. Der Oberste Gerichtshof hatte entschieden, dass die Vorwürfe gegen Bibi auf schwacher rechtlicher Grundlage stünden und es keinen Grund gebe, sie zu bestrafen. Die Gerichte, aber auch das Parlament und das Militär des Landes hatten sich in der Vergangenheit gescheut, Entscheidungen zu treffen, die gewalttätige islamistische Gruppen erzürnen könnten.

© SZ.de/AFP/AP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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