Gipfeltreffen in Vietnam:Kim Jong-un bekundet Bereitschaft zur Abrüstung

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Kim Jong-un (l), Machthaber von Nordkorea, und Donald Trump, Präsident der USA, machen während ihres Treffens in Hanoi einen Spaziergang. (Foto: REUTERS)
  • Beim Gipfeltreffen mit US-Präsident Trump zeigt sich Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un grundsätzlich zur nuklearen Abrüstung bereit.
  • Konkrete Zusagen gibt es aber bisher keine.

Die Gespräche zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un sind offenbar zu Ende. Die Fahrzeugkonvois der beiden Staatschefs verließen um 13:35 Uhr Ortszeit (7:25 Uhr MEZ) das Tagungshotel in Hanoi. Das zuvor geplante gemeinsame Arbeitsessen am Mittag fand nicht statt.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, hatte zuvor von einer Programmänderung berichtet. Sie sagte, die Pressekonferenz Trumps zum Abschluss des Gipfels werde um zwei Stunden auf 14.00 Uhr (Ortszeit/8.00 Uhr MEZ) vorgezogen. Zu dieser Zeit war nach dem bisherigen Ablaufplan des Weißen Hauses eigentlich die Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung durch Trump und Kim geplant. Zunächst war unklar, ob es noch eine gemeinsame Erklärung geben wird. Die Pressekonferenz findet im Marriott-Hotel statt, in dem Trump untergekommen ist. Trumps Rückreise in die USA ist noch am Donnerstag geplant.

Zuvor hatte der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un hat seinen Willen zur Denuklearisierung bekundet. Auf die Frage ob er zur Abrüstung gewillt sei, antwortete er am Donnerstag in Hanoi: "Wenn ich nicht gewillt wäre, wäre ich jetzt nicht hier." Kim wurde auch gefragt, ob er bereit sei, konkrete Schritte dafür zu unternehmen. Darauf antwortete er: "Das besprechen wir gerade." Zuvor hat Kim vermutlich zum ersten Mal auf die Frage eines ausländischen Journalisten geantwortet. Ein Pressemitglied des Weißen Hauses hatte ihn gefragt, mit welchem Ausgang des Gipfels er rechne. Kim antwortete, es sei zu früh das zu sagen, aber er fühle "instinktiv", dass es ein gutes Ergebnis geben werde.

Kim könnte sich nach eigenen Worten außerdem die vorsichtige Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu den USA vorstellen. Er würde den Aufbau eines US-Verbindungsbüros in seinem Land begrüßen, so der Machthaber. Ein Verbindungsbüro hat nicht den Rang einer Botschaft, würde aber einen Schritt hin zu einer Normalisierung der Beziehungen zwischen Washington und Pjöngjang bedeuten. Auch US-Präsident Donald Trump nannte ein solches Büro eine "gute Idee".

Konkrete Zusagen Nordkoreas fehlen bislang

Mit Blick auf eine Vereinbarung über das nordkoreanische Atomprogramm zeigte sich Trump gelassen, es gebe "keine Eile", sagte er im Luxushotel Metropole an der Seite von Kim. "Geschwindigkeit ist für mich nicht so wichtig." Die demonstrative Gelassenheit des US-Präsidenten steht in scharfem Kontrast zu seiner Rhetorik im vergangenen Jahr. Damals hatte er die Bedrohung durch Pjöngjang als derart gravierend bezeichnet, dass er Nordkorea mit "Feuer und Zorn" drohte.

Nun sagte er, Erfolge würden über einen längeren Zeitraum erzielt. Wichtig sei ihm, dass Nordkorea weiterhin auf Atomwaffen- und Raketentests verzichte. Trump erneuerte auch seine Aussage, bei einem Verzicht auf Atomwaffen stehe Nordkorea eine blühende wirtschaftliche Zukunft bevor.

Die USA fordern von Nordkorea, sein Atomwaffenarsenal vollständig, unumkehrbar und nachprüfbar aufzugeben. Die Führung in Pjöngjang fordert eine Aufhebung der wegen des nordkoreanischen Atom- und Raketenprogramms verhängten Sanktionen und einen Abzug der US-Truppen aus Südkorea. Konkrete Schritte und Zusagen Nordkoreas gibt es bisher nicht. Kritiker werfen Trump vor, den Machthaber des international isolierten Nordkorea mit den Gipfeltreffen aufzuwerten.

© SZ.de/afp/ap/dpa/csi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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