Mittelmeer:Weg frei für härtere Strafen gegen Seenotretter in Italien

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Das Sicherheitsdekret geht auf Innenminister und Vize-Regierungschef Matteo Salvini zurück. (Foto: REUTERS)
  • Italien will mit einem neuen Gesetz härter gegen Seenotretter vorgehen.
  • Es sieht hohe Strafen vor, wenn Schiffe unerlaubt in italienische Hoheitsgewässer eindringen.

Retter von Migranten im Mittelmeer können in Italien künftig noch härter bestraft werden, wenn sie mit ihren Schiffen unerlaubt in die Hoheitsgewässer des Landes einfahren. Ein Sicherheitsgesetz, das der italienische Senat am Montag gebilligt hat, sieht Strafen in Höhe bis zu einer Million Euro vor und ermöglicht den Behörden auch, Schiffe zu konfiszieren.

Die Regierung hatte für die schnellere Verabschiedung des Gesetzes die Vertrauensfrage gestellt. Durch diesen Schritt wurden keine weiteren Änderungen an dem bereits von der Abgeordnetenkammer abgenickten Entwurf vorgenommen. Der rechte Innenminister Matteo Salvini kommentierte auf Twitter, das Gesetz sehe "mehr Befugnisse für die Sicherheitskräfte, mehr Kontrollen an den Grenzen, mehr Männer, um Mafiosi und Camorristi (Angehörige der Camorra-Mafia) festzunehmen", vor.

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Die EU-Grenzschützer sollen weggesehen haben, wenn örtliche Sicherheitskräfte Gewalt gegen Migranten anwendeten. Menschenrechtsstandards würden regelmäßig missachtet.

Von Matthias Kolb, Brüssel, und Thomas Kirchner

Grundlage für das Gesetz bildet eine im Juni verabschiedete Notverordnung, die am 13. August ihre Gültigkeit verliert und deshalb in ein Gesetz umgewandelt werden musste. Das sogenannte Sicherheitsdekret, das auf Salvini zurückgeht, sah bereits Strafen zwischen 10 000 und 50 000 Euro vor, wenn der Kapitän eines Rettungsschiffs die Seegrenze unerlaubt passiert. Die neuen Maßnahmen sind höchst umstritten. Nicht nur Hilfsorganisationen selbst haben Kritik an dem zuvor erlassenen Dekret geübt, sondern beispielsweise auch die Vereinten Nationen.

Im Kampf gegen illegale Migration hat die Regierung in Rom es seit ihrem Antritt vor mehr als einem Jahr vor allem auf private Seenotretter abgesehen. Das zentrale Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten für Menschen, die nach Europa kommen wollen. Mittelmeer-Anrainer wie Italien, Malta und Spanien pochen darauf, dass auch andere EU-Länder im Mittelmeer gerettete Migranten übernehmen. Die EU hat sich bisher allerdings nicht auf einen Verteilmechanismus für die Schutzsuchenden einigen können. Nach jeder Rettung wird deswegen wieder aufs Neue nach einer Lösung gesucht.

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