Anschläge in Brüssel:So lassen sich Flughäfen vor Terror schützen

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Verstärkte Polizeipräsenz am Flughafen von Los Angeles: Kann die Sicherheit an Terminals überhaupt verbessert werden? (Foto: AFP)
  • Nach dem Anschlag von Brüssel rückt der Zugang zum Flughafen als Sicherheitsrisiko in den Fokus.
  • Im Nahen Osten und Afrika finden an einigen Airports bereits Checks statt, bevor die Passagiere das Terminal betreten.
  • Diese Kontrollen würden an Flughäfen neue Sicherheitsfragen aufwerfen.

Von Jens Flottau

Nachdem am 11. September 2001 Terroristen Flugzeuge in das New Yorker World Trade Center und das Pentagon in Washington gesteuert hatten, reagierten die Sicherheitsbehörden weltweit. Viele Vorkehrungen an den Flughäfen wurden verschärft, mit dem Ziel zu verhindern, dass erneut Terroristen an Bord von Flugzeugen gelangen konnten. Später, nach einem weiteren Anschlagsversuch, wurden die Regeln für Handgepäck geändert, seither müssen Flüssigkeiten in einem transparenten Beutel transportiert und bei der Sicherheitskontrolle vorgezeigt werden.

Bislang hatten all diese Entscheidungen nicht zum Ziel, den Zugang zum Flughafen selbst einzuschränken. Doch nach dem Anschlag auf den Brüsseler Flughafen am Dienstag könnte sich dies ändern. Denn ganz offensichtlich sind im Luftverkehr nicht allein die Flugzeuge das Ziel von Attentätern, sondern nun auch Flughäfen. Die Konsequenzen weitreichender Beschlüsse für die Betreiber könnten enorm sein und Beschlüsse könnten womöglich nur schwer umsetzbar sein.

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Welche Maßnahmen folgen mittel- und langfristig?

In den meisten Ländern ist es derzeit möglich, die Flughafengebäude ohne vorherige Sicherheitskontrolle zu betreten. Im Nahen Osten und Afrika finden an einigen Airports allerdings bereits Checks statt, bevor die Passagiere das Terminal betreten. Sie und ihr Gepäck werden durchleuchtet, anschließend gehen sie zu den Check-in-Schaltern, danach müssen sie durch eine weitere Kontrolle. In Deutschland und den meisten anderen Ländern Europas wurden am Dienstag als Reaktion auf den Anschlag die Sicherheitsmaßnahmen an den Flughäfen verstärkt. Die Frage ist jedoch, welche Schlüsse mittel- und langfristig folgen. Und warum der Flughafen in Brüssel trotz höchster Terrorwarnstufe so ungesichert blieb?

"Ich wende mich entschieden gegen jeden Schnellschuss", warnt Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV). Angesichts von 70 Millionen Passagieren, die pro Jahr an den deutschen Flughäfen einsteigen und 180 000 Menschen, die an den Airports arbeiten, seien Zugangskontrollen zu den Terminals "nicht realisierbar."

Diese würden Umbauten, Änderungen beim Brandschutz und den Rettungskonzepten und mancherorts der Planfeststellung voraussetzen. Außerdem wäre mit solchen Kontrollen das Problem nicht behoben, sondern nur nach draußen verlagert. Dies würde neue Sicherheitsfragen aufwerfen. Beisel plädiert daher stattdessen dafür, die bestehenden Sicherheitsvorkehrungen an den Flughäfen zu nutzen. Die Terminals müssten gut überwacht, im Zweifel mehr Polizei-Streifen eingesetzt werden. Die aktuellen Konzepte seien sinnvoll.

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Ob das so ist, diese Frage wird sich auch für den öffentlichen Nahverkehr stellen. Dort hat sich auch nach den tödlichen Anschlägen auf Vorortzüge in Madrid 2004 und auf die Londoner U-Bahn 2005 nicht viel geändert. Bahnhöfe und Züge sind in Europa meist ohne Kontrollen erreichbar. In Peking hingegen muss man bereits beim Betreten der Bahnhöfe durch eine Sicherheitsschleuse. Das schafft mehr Sicherheit auf den Bahnsteigen und in den Zügen. Es schafft aber auch neue Anschlagsziele. Die Schlangen vor den Kontrollen.

© SZ vom 23.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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