Neuer Gedenktag:Italian Casa

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Die Statue steht vor dem beflaggten Palazzo del Quirinale, Sitz des italienischen Präsidenten. (Foto: Mauro Scrobogna/dpa)

Die Regierung von Giorgia Meloni verordnet dem Land einen Tag des Nationalstolzes. Und überwindet ausgerechnet dafür ihre Abneigung gegen Anglizismen.

Von Marc Beise, Rom

An diesem Montag hat Leonardo da Vinci Geburtstag, den manche für den größten Künstler und Universalgelehrten Italiens halten, wenn nicht der Welt. Das Renaissance-Genie wurde am 15. April 1452 geboren, das ist heuer also keine runde Sache. Aber doch passend, um auf genau dieses Datum den neuesten Nationaltag zu legen. Erstmals wird 2024 "Made in Italy" begangen: So hat es die Regierung von Giorgia Meloni beschlossen. Das Bündnis dreier rechter bis sehr rechter Parteien eint der Nationalstolz. Der 15. April wird keiner jener Feiertage sein, an denen die Geschäfte geschlossen haben und die Familien sich zu fröhlichen Festen treffen, aber ein nationales Ereignis ist der Giornata Nazionale del Made in Italy von nun an schon.

"Made in Italy" war den Koalitionären beim Start ihrer Zusammenarbeit mit genau dieser Formulierung ein wichtiges Anliegen - was ein wenig verwunderlich ist, weil die drei Parteien eigentlich auch die Abneigung gegen Anglizismen eint. Etwas Besseres als "Made in Italy" fiel ihnen dann aber nicht ein, jetzt gibt es sogar ein eigenes Ministerium mit diesem Namen dafür, jenes für Wirtschaft, das offiziell allen Ernstes "Ministero delle Imprese e del Made in Italy" heißt, geführt von Adolfo Urso, der früher Journalist war und ein langjähriger Parteifreund Melonis ist aus ihren neofaschistischen Anfängen.

Urso hat denn auch zum Nationaltag mehr als 200 Veranstaltungen, Kongresse, Ausstellungen, Podiumsdiskussionen im ganzen Land auflisten lassen. Er selbst tourt diesbezüglich durchs Land und hat zum Beispiel am Donnerstag in Turin die erste Casa del Made in Italy eröffnet, die in diesem Fall eine Art Servicezentrum verschiedener Behörden ist, um Begegnungen mit der lokalen Verwaltung, Handelskammern und anderen Wirtschaftsverbänden zu vermitteln.

Wofür steht "Made in Italy"?

Womöglich kommt der neu eingeführte Feiertag gerade richtig, da das berühmte "Made in Germany" langsam, aber sicher verblasst. International wird über missratene deutsche Großprojekte gespottet, die Regierung kriselt, die Industrie schwächelt und die Finanzpolitik war auch schon mal solider. Nun also: Made in Italy - aber was ist das? Im Wortsinne geht es um die italienische Herkunft, klar, es gibt entsprechende Prüfsiegel und Label für Produkte. Aber das ist nicht alles. Die Nachfrage bei beliebigen Konsumgüterfirmen ergibt diverse schneidige Definitionen, etwa jene eines Matratzenherstellers: "Leidenschaft, Qualität und Kultur".

In den gängigen Italien-Bestsellern wird eher eine liebenswerte, aber schrecklich chaotische Leichtigkeit glorifiziert. Das ist nun aber entschieden nicht das Bild, das die selbstbewusste Ministerpräsidentin Meloni in die Welt tragen will. Mehr nach ihrem Geschmack sind da schon "Made in Italy"-Gymnasien, in denen vom neuen Schuljahr an der Stolz auf die eigene Nation gelehrt werden soll: Wirtschaft, Recht, Geschichte, Handwerk, Gründermentalität - alles aus einer italienischen Hand. Die linke Opposition hält das für die typisch rechte Idee einer kulturellen Umerziehung des Volkes. Noch kann sie ganz entspannt sein, denn die Nachfrage nach dem neuen Zweig verläuft schleppend: Gerade einmal 92 Schulen haben bisher den Zusatz "Made in Italy" im Briefkopf. Landesweit.

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