Wetterwarnungen:Violett ist die Farbe der Gefahr

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Während Gewittern wie diesem: Bloß nie Buchen suchen, auch bitte Weiden meiden! (Foto: AFP)

Die Vorhersage von Gewittern gehört zu den schwierigsten Aufgaben für Meteorologen. Wann wird gewarnt? Wie funktioniert die Warnkette? Und wer kommt für Schäden auf?

Von Anna Fischhaber und Oliver Klasen

Über Norddeutschland ziehen heftige Unwetter, die Bahnverkehr auf mehreren ICE-Strecken ist eingeschränkt, ein Mensch ist ums Leben gekommen. Auch in weiteren Landesteilen, so warnen Meteorologen, soll es an diesem Donnerstag Gewitter mit Starkregen geben.

Wann gibt es Warnmeldungen?

In der Regel kann der Deutsche Wetterdienst mit maximal zehn Stunden Vorlauf vor einem Unwetter warnen - bei kleinräumigen Gewittern aber manchmal erst 30 Minuten, bevor der erste Tropfen fällt. Punktgenaue Gewitter-Prognosen gehören zu den schwierigsten Aufgaben für Meteorologen. Die grobe Wetterlage aber ist meist einige Zeit im Voraus klar. Der Deutsche Wetterdienst arbeitet mit einem abgestuften Warnsystem. "Wir unterscheiden zwischen Vorabinformationen, Wetterwarnungen und Unwetterwarnungen", erklärt Volker Wünsche vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Vorabinformationen sollen Behörden und interessierte Bürger für besondere Wetterlagen sensibel machen. Warnmeldungen und Unwetterwarnungen werden nach festgelegten Kriterien ausgegeben.

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Welche Warnstufen gibt es?

Es gibt vier verschiedene Warnstufen: von Gelb für eine einfache Wetterwarnung über Orange (markantes Wetter), bis Rot (Unwetter). Wird die Warnstufe Violett ausgegeben, rückt das Grauen näher. Violett steht für extremes Unwetter. Diese höchste Warnstufe wird nach Angaben des DWD nur etwa ein Dutzend Mal im Jahr ausgerufen. Bedingung für Violett: Mehr als 40 Liter Regen oder in sechs Stunden mehr als 60 Liter Regen pro Quadratmeter. Auch bei Windgeschwindigkeiten von mehr als 140 Stundenkilometer gilt die Stufe Violett. Gewarnt wird vor besonderen Wettererscheinungen wie Hitze oder Sturm, Stark- oder Dauerregen, Schneefall, Schneeverwehungen, Glätte, Tauwetter, Nebel oder Frost. Je schlimmer es wird, desto dunkler die Warnfarbe. Die Warnungen können für jeden Landkreis gezielt ausgegeben werden.

Wer ist für die Warnmeldungen zuständig?

Der Deutsche Wetterdienst ist gesetzlich verpflichtet, in kritischen Wetterlagen Warnmeldungen herauszugeben. Dabei sprechen sich die einzelnen Regionalzentralen des DWD untereinander und mit der Zentrale in Offenbach ab. "Unter den Meteorologen ist es immer eine schwierige Abwägung, ob wir eine Unwetterwarnung herausgeben. Wir wollen keine unnötige Panik erzeugen", sagt DWD-Experte Wünsche. In Bayern ist der DWD besonders eng mit Innenministerium, Bezirksregierungen, Landratsämtern und den Gemeinden vernetzt. In jeder Gemeinde gibt es einen direkten Ansprechpartner, etwa den Bürgermeister oder den Feuerwehrkommandanten. Diese direkte Zusammenarbeit ist laut Wünsche in Deutschland einzigartig.

Wie sieht die Warnkette aus?

Der Deutsche Wetterdienst gibt beispielsweise bei Hagel und schweren Gewittern Unwetterwarnungen für die betroffenen Gebiete heraus. "Da setzt sich sofort ein riesiger Warnverteiler in Gang", erklärt Wünsche. In wenigen Sekunden können so breite Bevölkerungsteile erreicht werden. Neben Innenministerium, Bezirksregierungen, Landkreisen und Gemeinden geht eine Warnung an Rettungsdienste wie Wasser- oder Bergwacht raus. Die Bevölkerung wird über Unwetterdurchsagen im Rundfunk und im Videotext informiert. Der Bayerische Rundfunk ist verpflichtet, diese Durchsagen sofort über den Sender zu schicken.

Wo kann ich mich noch informieren?

Seit 2011 informiert der DWD außerdem auf Facebook über drohende Gefahren. Im Internet bietet der DWD eine Warnseite. Auch über Twitter informiert der DWD seine Follower ständig über die aktuelle Wetterlage. Deutschlandweit bekommen 60 000 Empfänger die Warnungen per E-Mail - eine Art Unwetter-Newsletter.

Wie kann ich mich vor Gewitter schützen?

Generell sollte sich in einem Gewitter niemand im Freien aufhalten. Zwar ist die Gefahr, von einem Blitz getroffen zu werden, relativ gering. Allerdings können durch den starken Wind Äste von Bäumen abbrechen oder lose Teile umherfliegen. Gerade diese sorgen oft für tödliche Verletzungen. Wer auf freiem Feld von einem Gewitter überrascht wird, sollte sich in einer Senke in die Hocke begeben und hoch aufragende Gegenstände meiden. Und auf gar keinem Fall unter einem Baum Schutz suchen.

Wer kommt für Unwetterschäden auf?

Geht während eines Gewitters etwas am Haus oder Auto kaputt, sollte möglichst schnell die Versicherung informiert werden. Schäden sollten fotografiert werden. Für Sturmschäden am Haus, etwa durch umgestürzte Bäume, kommt die Gebäudeversicherung auf. Schäden am Hausrat wie Möbel oder Teppiche übernimmt die Hausratversicherung. Sturmschäden sind grundsätzlich von Windstärke acht an abgesichert, was einer Windgeschwindigkeit von über 62 Stundenkilometer entspricht. Um überflutete Keller abzusichern, ist eine Elementarschaden-Versicherung nötig. Kommt es zu einem Blitzeinschlag oder Schäden durch Hagel, tritt die Gebäudeversicherung ein. Schäden am Auto werden in der Regel von der Teil- oder Vollkaskoversicherung des Autohalters abgedeckt.

(Mit Material der Nachrichtenagenturen)

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