Waldbrand in Mecklenburg-Vorpommern:Es riecht bis nach Dresden

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  • Eine Fläche von mehr als 430 Hektar in der Nähe der Gemeinde Lübtheen steht in Flammen, das entspricht etwa 4,3 Quadratkilometern.
  • Der Wind und das sonnige Wetter begünstigten die Ausbreitung des Feuers.
  • Erschwerend kommt hinzu, dass das Waldgebiet großflächig mit alter Munition aus dem Zweiten Weltkrieg versetzt ist.

Von Ekaterina Kel, Berlin

Der Waldbrand in Mecklenburg-Vorpommern breitet sich weiter aus - wenn auch "nur geringfügig", wie die zuständige Behörde des Landkreises Ludwigslust-Parchim am Montagvormittag mitteilte. Eine Fläche von mehr als 430 Hektar in der Nähe der Gemeinde Lübtheen, etwa 50 Kilometer südwestlich von Schwerin, steht in Flammen, das entspricht etwa 4,3 Quadratkilometern. Das meiste davon sei "schnell wachsender Kiefernwald", sagte der Pressesprecher der Landkreisverwaltung, Andreas Bonin. Es sei "aber auch schnell brennend". Der Wind und das sonnige Wetter begünstigten die Ausbreitung des Feuers zusätzlich. Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) sprach auf einer Pressekonferenz in Lübtheen am Montagmorgen vom "größten Waldbrand in der Geschichte des Bundeslandes". Der Rauchgeruch reicht bis nach Dresden und Leipzig, wo die Feuerwehren schon verunsicherte Anrufe erhalten hatten, selbst in Teilen von Berlin war der Rauch zu riechen.

Am Sonntag rief Landrat Stefan Sternberg (SPD) den Katastrophenfall aus. Seitdem wurden die Ortschaften Alt Jabel und Jessenitz-Werk in der Umgebung evakuiert. Rund 500 Menschen haben die Nacht von Sonntag auf Montag nicht zu Hause verbracht. Am Montagmorgen wurde eine weitere Gemeinde, Trebs, evakuiert. Bisher mussten insgesamt rund 650 Menschen ihre Häuser verlassen. Die meisten von ihnen konnten bei Familie oder Freunden unterkommen, ein kleiner Teil harrt in einer Turnhalle in Lübtheen aus. Weitere Evakuierungen seien nicht ausgeschlossen. Es gehe in allererster Linie um den Schutz der Menschen und der Ortschaften, so der Landrat. Am Montagabend musste eine vierte Ortschaft evakuiert werden: Volzrade.

Noch gilt also: "Ein Löschen des immensen Brandes ist nicht möglich." Wie lange der Wald noch in Flammen steht, konnte der Landkreis-Sprecher Bonin nicht sagen. Die rund 400 Einsatzkräfte von Feuerwehren, Polizei, Katastrophenschutz, Bundeswehr und Rettungsdiensten müssen sich darauf beschränken, das Feuer in den Randbereichen einzugrenzen. Zum Beispiel werden Gräben gezogen und durchwässert.

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Der Umweltminister nennt das Feuer südwestlich von Schwerin den größten Waldbrand in der Geschichte des Bundeslandes. Die Feuerwehr hofft auf Regen. Bilder vom Unglück.

Erschwerend kommt hinzu, dass das Waldgebiet großflächig mit alter Munition aus dem Zweiten Weltkrieg versetzt ist. Auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz bestehe deswegen Explosionsgefahr. Die Feuerwehrkräfte, die meisten von ihnen sind ehrenamtlich tätig, müssen deshalb einen Sicherheitsabstand von einem Kilometer einhalten. Zwei Hubschrauber von der Bundespolizei und zwei von der Bundeswehr sollen die Umgebung aus der Luft wässern. Zusätzlich werden feuerfeste Löschpanzer im Wald eingesetzt.

Erst vor ein paar Tagen brannte ein benachbartes Waldstück von 30 Hektar. Der Löscheinsatz wurde aber am vergangenen Freitag für beendet erklärt. Die Feuerwehr warnte am Samstag trotzdem vor einem möglichen "Aufflackern der Glutnester". Laut der Polizei habe aber der aktuelle, viel größere Brand mit dem von vergangener Woche nichts zu tun. Stattdessen leitete die Behörde ein Ermittlungsverfahren ein, wegen Verdacht auf Brandstiftung. Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Katastrophenschutzes hätten drei Brandstellen gefunden, sagte ein Sprecher der Polizei vor Ort, das sei ein möglicher Hinweis auf Brandstiftung. Es sei aber nur ein "Anfangsverdacht". "Im Moment können wir nur mutmaßen, weil wir die Stellen selbst noch nicht betreten dürfen, solange das Waldgebiet großflächig abgesperrt ist", so der Sprecher.

Im vergangenen Jahr hatte im selben Landkreis ein Waldstück gebrannt, das ebenfalls wegen alter Munition nicht betreten werden durfte. Damals räumte Umweltminister Till Backhaus ein, es fehle an einsatzfähiger Technik. Nun forderte Backhaus zusammen mit Innenminister Lorenz Caffier (CDU) Unterstützung vom Bund an. Für einen Einsatz dieser Größenordnung fehle dem Bundesland die nötige Technik

© SZ vom 02.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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