Viele Tote in Russland:Bombe unter dem Schnellzug

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Offenbar ließ ein Sprengsatz den Zug zwischen Moskau und St. Petersburg mit 600 Passagieren entgleisen. Schon einmal hatte es einen Anschlag auf dieser Strecke gegeben.

Das Zugunglück im Nordwesten Russlands ist nach Einschätzung der Ermittler ein Terroranschlag gewesen. Das teilte die russische Generalstaatsanwaltschaft mit. Der Zug war am Freitagabend auf der Strecke zwischen Moskau und St. Petersburg entgleist, wodurch mehrere Dutzend Menschen ums Leben kamen. Die Angaben über die Zahl der Todesopfer schwanken zwischen 26 und 39, nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden 95 Menschen verletzt.

Die Rettungsarbeiten am Wrack des entgleisten Zuges dauern an (Foto: Foto: dpa)

Am Unfallort seien Splitter einer Bombe sowie ein trichterförmiges Loch von mehr als einem Meter Tiefe entdeckt worden, sagte Behördensprecher Wladimir Markin am Samstag nach Angaben der Agentur Interfax. Wie die Nachrichtenagentur weiter berichtet, hätten Augenzeugen kurz vor dem Entgleisen der Waggons einen Knall gehört. Die Nachrichtenagentur RIA Nowosti zitierte eine andere Quelle, wonach möglicherweise ein Sprengsatz unter einem der Waggons angebracht war.

Derzeit durchsuchen Rettungskräfte das Wrack, zwei Flugzeuge des Katastrophenschutzministeriums brachten ein Lazarett sowie Ärzte, Rettungskräfte und Polizisten an den Ort des Geschehens.19 Personen werden noch vermisst. An Bord des Schnellzugs befanden sich mehr als 600 Passagiere.

Bereits 2007 Bombenanschlag

Auf den Newski Express war auf derselben Strecke bereits im August 2007 ein Bombenanschlag verübt worden. Damals wurden 30 Menschen verletzt. Die Polizei nahm danach zwei Männer aus Inguschetien fest und klagte sie wegen Beihilfe an. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass ein Komplize des früheren tschetschenischen Rebellenchefs Schamil Bassajew für das Attentat verantwortlich war.

Die tschetschenischen Rebellen kämpfen im Kaukasus für die Unabhängigkeit ihrer Republik und haben in der Region wiederholt Attentate verübt. In Russland geht seit langem die Angst um, sie könnten auch im Kernland selbst zuschlagen. Nach Kreml-Angaben wies der russische Präsident Dmitri Medwedew inzwischen auch den Inlandsgeheimdienst FSB an, Ermittlungen aufzunehmen. In Moskau trat ein Krisenkabinett zusammen.

Der Newski Express war am Freitagabend in der Nähe des Dorfs Uglowka rund 350 Kilometer nördlich von Moskau entgleist. Mehrere Waggons sprangen aus den Schienen und verkeilten sich. Vier der 13 Waggons seien zerstört worden, teilte die Eisenbahn mit. Von Umleitungen und Verspätungen waren am Samstag rund 27.000 Fahrgäste betroffen.

Die Eisenbahnstrecke zwischen den Millionenmetropolen Moskau und St. Petersburg gehört zu den bedeutendsten Verkehrsverbindungen Russlands. Seit November 2003 verbindet der Newski-Express beide Städte innerhalb von viereinhalb Stunden, andere Personenzüge sind acht Stunden unterwegs.

© Reuters/AP/AFP/sueddeutsche.de/joku - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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