USA:Mehrere Tote bei Schießerei in Maine

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Polizeieinsatz nach einem Schusswaffenangriff in Lewiston im US-Bundesstaat Maine: Die Öffentlichkeit wurde angewiesen, zu Hause zu bleiben. (Foto: Robert F. Bukaty/dpa)

Die Angaben darüber, wie viele Menschen getötet wurden, sind widersprüchlich. Der Täter ist weiterhin auf der Flucht. An mehreren Schulen im Umkreis fällt am Donnerstag der Unterricht aus.

Von Julia Hippert

Nach einer Schießerei in Lewiston im US-Bundesstaat Maine, bei der mehrere Menschen getötet wurden, ist der Schütze weiterhin auf der Flucht. Die Polizei teilte auf der Plattform X (vormals Twitter) mit, sie suche derzeit nach einem 40-jährigen Mann aus dem etwa 25 Kilometer entfernten Ort Bowdoin. Der Mann sei bewaffnet und gefährlich. Man solle nicht auf ihn zugehen oder versuchen, ihn anzusprechen. Die Öffentlichkeit wurde angewiesen, zu Hause zu bleiben und die Türen zu verschließen. Ein verdächtiges Auto sei in Lisbon, etwa 13 Kilometer von der 40 000-Einwohner-Stadt-Lewiston entfernt, gefunden worden. Auch hier seien Anwohner angewiesen, Schutz zu suchen. Diverse Schulen im Umkreis haben angekündigt, dass der Unterricht an diesem Donnerstag ausfällt. Auch andere öffentliche Einrichtungen bleiben geschlossen.

Auf Facebook hat die örtliche Polizei Fotos des mutmaßlichen Täters veröffentlicht. Sie stammen aus einer Überwachungskamera und zeigen einen Mann in einem braunen Kapuzenpulli mit einer halbautomatischen Schusswaffe in der Hand. CNN berichtet, der Verdächtige sei ein vom Militär trainierter Schusswaffenausbilder und Reservist der US-Armee. Der Mann soll kürzlich gedroht haben, einen Amoklauf in einer Einrichtung der Nationalgarde im etwa 80 Kilometer entfernten Saco geplant zu haben. Der 40-Jährige soll psychische Probleme haben, wie Polizeibeamte laut CNN berichteten. Die Polizei veröffentlichte auch das Foto eines Autos und bat um Hinweise aus der Bevölkerung zu dem Mann und dem Wagen.

Mit dem Foto aus einer Überwachungskamera sucht die Polizei nach dem mutmaßlichen Täter. (Foto: Lewiston Police Department/IMAGO)

Derweil sind die Angaben darüber, wie viele Menschen getötet wurden, widersprüchlich. CNN berichtete anfänglich von 22 Toten und berief sich auf einen Lokalpolitiker. NBC spricht von 15 bis 20 Toten und bis zu 50 Verletzten und beruft sich auf Angaben aus Polizeikreisen. Die New York Times berichtet von sieben Toten, wobei die Opferzahlen noch steigen könnten. Die Polizei selbst hält sich bedeckt. Es gebe mehrere Opfer, teilte ein Polizeisprecher am späten Mittwochabend mit. Genaue Zahlen wollte er nicht nennen. Die Lage sei noch zu unklar. In einer nahe gelegenen Schule ist ein Treffpunkt für Angehörige und Opfer eingerichtet worden.

In ihren Posts auf Facebook spricht die Polizei von zwei Tatorten, einer Bar und einer Bowlingbahn. Laut CNN soll die Schusswaffenattacke gegen 19 Uhr Ortszeit begonnen haben. In ersten Berichten war auch von einem Walmart-Vertriebszentrum als Tatort die Rede. Dort sollen aber keine Schüsse gefallen sein, wie ein Sprecher des Unternehmens NBC News sagte. Die New York Times beruft sich auf den örtlichen Sheriff, der gesagt habe, der Schütze habe zuerst in dem Freizeitcenter mit Bowlingbahnen sieben Menschen getötet und sei dann zu der Bar weitergezogen. Beide Tatorte liegen gut sechs Kilometer voneinander entfernt. Laut New York Times beschreibt der Besitzer der Bowlingbahn die Situation vor Ort als "totales Chaos".

Das örtliche Krankenhaus ist auf eine solche Lage nicht ausgelegt

Das Krankenhaus in Lewiston sprach von "zahlreichen Opfern". Es arbeite mit umliegenden Krankenhäusern zusammen, um alle Patienten aufzunehmen. Der Stadtrat von Lewiston, Robert McCarthy, sagte, die Krankenhäuser in der kleinen Stadt seien nicht dafür ausgelegt, mit einer Lage wie dieser fertig zu werden - "sie tun, was sie können". Die Lage sei surreal. "Es ist einfach so unwirklich", sagte McCarthy. "Man sieht es in den Nachrichten und sagt sich, dass das hier nie passieren wird. Und dann passiert es hier und es haut dich einfach um."

Aus dem Weißen Haus hieß es, US-Präsident Joe Biden sei über den Vorfall unterrichtet worden und werde weiter auf dem Laufenden gehalten. Er habe mit der Gouverneurin von Maine, Janet Mills, telefoniert, wie auch mit Kongressmitgliedern aus dem Bundesstaat, und habe die volle Unterstützung des Bundes nach dem "schrecklichen Anschlag" angeboten.

In den USA gehören Amokläufe und tödliche Schießereien auf traurige Weise zum Alltag. Schusswaffen sind in den USA leicht erhältlich und massenhaft im Umlauf. Laut der Website Gun Violence Archive, die von einer gemeinnützigen Organisation betrieben wird, gab es in dem Jahr in den USA bereits 565 Massenschießereien. Darunter versteht die Organisation Fälle, bei denen mindestens vier Menschen durch Waffengewalt zu Tode kamen.

Mit Material von dpa und Reuters

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