Unwetter an US-Ostküste:Hurrikan Sandy behindert US-Wahlkampf

Lesezeit: 2 min

Kein Strom, keine U-Bahn, kein Wahlkampf? Die Bewohner im Osten der USA fürchten die Ankunft des Hurrikans "Sandy". Präsident Obama und Herausforderer Romney haben Wahlkampfauftritte abgesagt - ausgerechnet in den Bundesstaaten, in denen noch nichts entschieden ist.

Viel Wirbel um einen Hurrikan: Das Unwetter "Sandy", das an der US-Ostküste auf Land treffen soll, nimmt Einfluss auf den US-Wahlkampf. Der Präsident und sein Herausforderer sagten am Wochenende Wahlkampfauftritte in umkämpften Bundesstaaten ab.

Zwei geplante Aufrtitte am Montag in Virginia und am Dienstag in Colorado wird Obama nicht wahrnehmen, um stattdessen im Weißen Haus die Auswirkungen des Sturms im Blick zu haben. Romney hatte geplant, am Sonntag in Virginia zu sein. Der Bundesstaat gilt als "battleground state": Lange dominierten hier die Republikaner, im Jahr 2008 gewann Obama dann die Delegiertenstimmen für sich. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern sich Romney und Obama auch in Colorado. Der nahende Hurrikan könnte nun die Bemühungen der beiden, unentschlossene Wähler auf ihre Seite zu ziehen, zum Erliegen bringen.

Frühzeitige Stimmabgabe beeinträchtigt

Zudem dürfte das Unwetter in den betroffenen Gebieten die frühzeitige Stimmabgabe beeinträchtigen. Das "early voting" ist in vielen US-Staaten möglich, nach Schätzungen von Experten der George-Mason-Universität wählten bereits mehr als elf Millionen Menschen. Obama und Romney drängen ihre Anhänger dazu, bereits vor dem Wahltag am 6. November an die Urnen zu treten, damit sie ihre Stimme auf jeden Fall abgeben. Der Fernsehsender CNN berichtete am Samstag, dass in North Carolina Wahllokale in Küstennähe aus Sicherheitsgründen geschlossen worden seien. In diesem Bundesstaat liegen beide Kandidaten in etwa gleichauf, mit knapper Führung Romneys.

Schwere Stürme führen in den USA immer wieder zu tagelangen Stromausfällen. Die Böen knicken die überirdischen Leitungen um wie Streichhölzer. Obama und Romney könnten in diesem Fall die Wähler nicht mehr massenhaft über Wahlspots in Radio und Fernsehen oder mit Telefonaktionen erreichen. In Virginia steckten NBC zufolge die Wahlkampfteams beider Kandidaten sowie politische Interessengruppen seit März 144 Million Dollar in Wahlspots bei Lokalsendern - alleine 27 Millionen in den vergangenen beiden Wochen.

Warten auf den "Monstersturm"

Der schwere Sturm soll am Wochenbeginn auf die dicht besiedelte Nordostküste der USA treffen. Meteorologen warnten, dass sich der Hurrikan mit einer Kaltfront aus dem Nordosten zu einem "Monstersturm" vereinigen könne. Das Unwetter könnte demnach mit schweren Regenfällen, Überflutungen und Stromausfällen zu Chaos führen. In höheren Lagen würden sogar schwere Schneefälle erwartet.

Mehrere Bundesstaaten, darunter New York und Maryland, und die Hauptstadt Washington verhängten bereits den Notstand. In New York wurde aus Sorge vor Überschwemmungen die Schließung der U-Bahn erwogen, in New Jersey sollten die Casinos geschlossen und die 30.000 Bewohner von Atlantic City am Sonntag in Sicherheit gebracht werden. Auf seinem Weg durch die Karibik hatte "Sandy" in den vergangenen Tagen fast 60 Menschen getötet.

© Süddeutsche.de/AFP/dapd/dpa/soli - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: