Untersuchungskommission zu "Vatileaks":Hochrangiges Opus-Dei-Mitglied soll Maulwurf im Vatikan finden

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Eine "päpstliche Vollmacht" hat Benedikt XVI. der Kommission erteilt: Drei Kardinäle sollen im Auftrag des Pontifex herausfinden, wer der italienischen Presse Anfang dieses Jahres ebenso vertrauliche wie brisante Dokumente aus dem Vatikan zugespielt hatte. Dem geistlichen Ermittlertrio steht ein hochrangiges Mitglied des umstrittenen Opus-Dei-Ordens vor.

Opus Dei ist ein katholischer Geheimbund mit blutigen Selbstgeißelungspraktiken und mörderischer Agenda. Zumindest für die Leser von Dan Browns Roman Sakrileg, nach Aussage des Autors sind das weltweit etwa 50 Millionen Menschen. Doch während der Zirkel am Ende des Buches als Verbrecherbande enttarnt wird, genießt das tatsächliche Opus Dei im Vatikan großes Ansehen. Zumindest legt das eine jüngst vom Heiligen Stuhl bekanntgegebene Personalie nahe.

Soll den Maulwurf im Vatikan finden: der spanische Kardinal Julián Herranz. (Foto: AFP)

Am Mittwoch verlautete aus dem Vatikan, dass Kardinal Julián Herranz zum Vorsitzenden einer dreiköpfigen Kommission ernannt wurde, die Benedikt XVI. mit der Aufklärung des sogenannten "Vatileaks"-Skandals beauftragt hat. Der 82-Jährige soll gemeinsam mit zwei weiteren Kardinälen herausfinden, wie interne Dokumente des Vatikans in die Hände italienischer Journalisten gelangen konnten.

Es ist dem Pontifex offenbar ein dringliches Anliegen, den Maulwurf in den eigenen Reihen zu finden: Am Donnerstag berichtete die vatikanische Tageszeitung auf ihrer Titelseite über die neu eingesetzte Kommission. Das Trio habe eine "päpstliche Vollmacht", die Informanten zu enttarnen, zitiert der Guardian aus der Verlautbarung. Demnach sollen unter der Leitung von Herranz in den kommenden Wochen unter anderem Mitarbeiter befragt werden.

Rechte Hand des umstrittenen Opus-Dei-Gründers

Der gebürtige Spanier sei lange Jahre der persönliche Sekretär von Josemaría Escrivá gewesen, dem Gründer von Opus Dei, berichtet die britische Zeitung weiter. Auch ein weiterer Kardinal in der Kommission ist demnach Mitglied des Ordens.

Escrivá, der bereits 1975 verstarb, wurde 2002 von Papst Johannes Paul II. heilig gesprochen. Der Geistliche ist jedoch nicht unumstritten: So wurden noch zu Lebzeiten Escrivás Vorwürfe laut, die von ihm gegründete Gruppierung verfolge geheime Interessen innerhalb des Vatikans. Auch wurden Opus Dei bereits vor Dan Browns Buch rigide Selbstkasteiungspraktiken nachgesagt. Zudem soll Escrivá faschistische Regime wie die Franco-Regierung in Spanien und die Pinochet-Regierung in Chile unterstützt haben.

Im Januar und Februar dieses Jahres waren vertrauliche Dokumente aus dem Vatikan der italienischen Presse zugespielt worden. Darunter Briefe von Erzbischof Carlo Maria Viganò an Benedikt XVI., in denen der langjährige "Premierminister" von Vatikanstadt Verschwendung, Filz und Korruption anprangert, die es in der Finanzverwaltung gebe. Viganò ist mittlerweile nicht mehr in Rom, er wurde als päpstlicher Nuntius in die USA beordert. Eine Versetzung, die er selbst als Strafe für seine Ehrlichkeit bezeichnet.

© Süddeutsche.de/AFP/dapd/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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