Unfälle:Zahl der Toten bei Massenpanik in Mekka steigt auf 717

Unfälle
Ein Überlebender wird von den saudischen Helfern weggetragen, die sich ihren Weg durch die am Boden liegenden Todesopfer bahnen. Foto: Ahmed Yosri (Foto: dpa)

Mekka (dpa) - Bei einer der schlimmsten Katastrophen während der islamischen Wallfahrt sind in einer Massenpanik nahe Mekka mindestens 717 Menschen ums Leben gekommen. 863 Gläubige seien in dem Ort Mina verletzt worden, meldete die saudische Zivilverteidigung.

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Mekka (dpa) - Bei einer der schlimmsten Katastrophen während der islamischen Wallfahrt sind in einer Massenpanik nahe Mekka mindestens 717 Menschen ums Leben gekommen. 863 Gläubige seien in dem Ort Mina verletzt worden, meldete die saudische Zivilverteidigung.

Warum sich das Unglück trotz Milliarden-Investitionen der saudischen Behörden in ein Sicherheitskonzept ereignete, war zunächst unklar. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach sein Beileid aus.

Bilder zeigten, wie die im weißen Pilgergewand gekleideten Opfer auf Liegen versorgt und weggetragen wurden. Auf einem Amateurvideo waren Leichen zu sehen, die auf der Erde lagen. Zu dem Drama kam es an einer Straßenkreuzung in Mina, wo die Pilger am dritten Tag der Wallfahrt symbolisch den Teufel steinigen.

Dort hatte es nach einem schweren Unglück im Jahr 2006 mehrere Baumaßnahmen gegeben, die für einen reibungslosen Strom der Pilger sorgen und einen Massenandrang verhindern sollten. Damals waren bei einer Massenpanik mehr als 350 Gläubige zu Tode getrampelt worden. Deswegen werden die Pilger nun eigentlich so geleitet, dass sich ihre Wege nicht mehr kreuzen.

Trotzdem kam es am Donnerstagmorgen an einer Kreuzung in Mina plötzlich zu einem Stau, wie die Zivilverteidigung erklärte. Dann sei eine Massenpanik ausgebrochen. Entlang dieser Route ziehen die Gläubigen am dritten Tag der Wallfahrt von ihren Schlafzelten in Richtung einer fünfstöckigen Fußgängerbrücke, wo sie Steine auf Säulen werfen, die den Teufel symbolisieren.

Der Iran gab Saudi-Arabien die Mitschuld an dem Unglück. "Die Saudis haben ohne Grund einen Teil der Route der Pilger blockiert, was zu dem Andrang und letztendlich auch der Tragödie führte", sagte der Leiter des Auswärtigen Ausschusses im Parlament. Der schiitische Iran und das sunnitische Saudi-Arabien sind in der Region Erzrivalen.

Die Opfer kommen aus unterschiedlichen Nationen. Nach Angaben saudischer Medien machten sich in diesem Jahr mehr als zwei Millionen Menschen auf die Pilgerfahrt nach Mekka, darunter fast 1,4 Millionen aus anderen Ländern.

Außenminister Steinmeier zeigte sich bestürzt. "Ich bin erschüttert", sagte er. "Dem saudischen Volk, allen Pilgern, die sich auf den Weg nach Mekka gemacht haben und insbesondere den Familien der Opfer, die von einem solch schrecklichen Schicksalsschlag getroffen werden, gilt mein tiefes Mitgefühl." Auch der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sprach den Opfern sein Beileid aus.

Der Hadsch gehört zu den fünf Säulen des Islam. Jeder gläubige Muslim, der gesund ist und es sich leisten kann, soll einmal in seinem Leben nach Mekka pilgern.

Immer wieder kommt es in der für Muslime heiligen Stadt während der Wallfahrt jedoch zu Unglücken. Erst wenige Tage vor Beginn des diesjährigen Hadsch waren mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen, als ein Kran bei einem schweren Unwetter auf die Große Moschee stürzte. Nach Angaben des deutschen Herstellers Liebherr war die Baumaschine nicht ausreichend gesichert.

Beim bislang schwersten Unglück in Mekka waren im Jahr 1990 bei einem tödlichen Gedränge mehr als 1400 Menschen ums Leben gekommen.

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