Hessisch Lichtenau:Gondelabsturz: Firmen aus Berlin und Brandenburg im Visier

Lesezeit: 1 min

Nach dem Absturz einer Wartungsgondel in Nordhessen, bei der drei Menschen getötet wurden, ermittelt die Staatsanwaltschaft Kassel gegen zwei Firmen aus Berlin...

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Meißner/Kassel (dpa/bb) - Nach dem Absturz einer Wartungsgondel in Nordhessen, bei der drei Menschen getötet wurden, ermittelt die Staatsanwaltschaft Kassel gegen zwei Firmen aus Berlin und Brandenburg. Es hätten sich konkrete Anhaltspunkte ergeben, dass der Unfall möglicherweise auf ein Fremdverschulden zurückzuführen sei, sagte Justizsprecher Andreas Thöne am Montag: „So könnten mehrere Umstände im Zusammenwirken zum Unfallgeschehen beigetragen haben.“

Zum einen bestehe der Verdacht, dass die Drahtseilwinde der Gondelanlage falsch zusammengebaut war. Die Verantwortung dafür liege möglicherweise bei einer Wartungsfirma in Brandenburg. Zum anderen steht die Firma der verunglückten Mitarbeiter im Fokus. Die Gondelanlage habe möglicherweise so, wie sie aufgebaut und betrieben wurde, geltenden Sicherheitsanforderungen nicht entsprochen. „Diesen Verdachtsmomenten werden die Ermittlungsbehörden weiter nachgehen“, erklärte Thöne. Beide Unternehmen seien durchsucht und Unterlagen sichergestellt worden.

Das Unglück hatte sich Anfang September auf dem Berg Hoher Meißner in Nordhessen ereignet. Die Mitarbeiter der Berliner Firma wollten auf einem Sendemasten des Hessischen Rundfunks eine neue Antenne für den Digital-Hörfunk DAB+ montieren. Auch der Mitteldeutsche Rundfunk wollte die Anlage nutzen, um die Versorgung im Grenzgebiet zwischen Hessen und Thüringen zu verbessern.

Für die Installation sollten die Mitarbeiter in einer Gondel durch eine Seilwinde nach oben gezogen werden. Laut Staatsanwaltschaft hatte einer der Mitarbeiter zunächst den Dieselmotor der Winde vorgeglüht und gezündet, dann stiegen zwei Kollegen zu ihm in die Gondel und legten Sicherheitsgurte an. Doch in einer Höhe von 50 bis 80 Metern stürzte die Gondel plötzlich in die Tiefe. Für die Insassen - einen 50-Jährigen aus dem bayerischen Landkreis Freyung-Grafenau, einen 46-Jährigen aus Karlsruhe und einen 27-Jährigen aus Dülmen (Nordrhein-Westfalen) - kam jede Hilfe zu spät.

Nach dem Unfall sprachen Ermittler zunächst von einem technischen Defekt im Bereich der Seilwinde. Doch Untersuchungen des Amts für Arbeitsschutz beim Regierungspräsidium Kassel und ein Sachverständiger der Prüforganisation Dekra führten die Ermittlungen in eine neue Richtung.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: