Überschwemmung auf den Philippinen:Massengräber für die Opfer

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Das Entsetzen und die Trauer mischen sich nach der Flutkatastrophe auf den Philippinen mit der Angst vor Seuchen. Die Behörden beginnen, Massengräber für die mehr als 700 Opfer auszuheben. Vielen von ihnen sind noch nicht einmal identifiziert.

Mehr als 700 Tote sind nach der Flutkatastrophe vom Wochenende auf den Philippinen zu beklagen. Nun könnten sie zudem zur Bedrohung für die Überlebenden werden: Die Behörden der schwer getroffenen Küstenorte Iligan und Cagayan de Oro bereiten Massenbestattungen vor, da von den vielen Leichen eine Gesundheitsgefahr ausgehe. Auch in den Flüchtlingslagern versuchen die Behörden, drohenden Epidemien vorzubeugen.

Flutkatastrophe auf den Philippinen
:Rotes Kreuz befürchtet 1000 Flutopfer

Der Taifun "Washi" ist weitergezogen - und noch immer kennt niemand das Ausmaß der Katastrophe auf den Philippinen. Mindestens 653 Menschen starben, Zehntausende sind obdachlos und hausen in Notlagern. Dabei haben Soldaten und Mitarbeiter des Roten Kreuzes noch nicht einmal alle Unglücksorte erreicht.

In Iligan und Cagayan de Oro im Norden der südphilippinischen Insel Mindanao waren etwa 560 der inzwischen mehr als 700 Todesopfer zu beklagen. Dort hatte der Tropensturm Washi am vergangenen Samstag die meisten Menschen im Schlaf überrascht. Teilweise wurden ganze Familien aus ihren oft ärmlichen Hütten in Küstennähe von Sturzfluten und Erdrutschen mit ins Meer hinausgerissen.

Die Leichenhallen waren überfüllt, erste Beisetzungen sollen schon an diesem Dienstag abgehalten werden. Die Stadt Iligan begann damit, zwei Gemeinschaftsgräber auszuheben, in denen bis zu 50 Menschen zusammen bestattet werden sollen. Insgesamt wurden in Iligan mindestens 227 Leichen geborgen. Beigesetzt werden sollten die Leichen, "nach denen niemand gefragt hat, sowie jene, die in einem fortgeschrittenen Zersetzungsstadium sind", sagte Bürgermeister Lawrence Cruz. Sie sollten nebeneinander begraben werden, damit ihre Bestattung "würdevoll" bleibe, sagte ein Behördensprecher. Im Katastrophengebiet macht sich der Gestank von verwesten Leichen und Tierkadavern breit.

Im etwa 90 Kilometer entfernt gelegenen Ort Cagayan de Oro, wo mehr als 330 Menschen getötet worden waren, wurde dagegen noch kein Ort für ein Massengrab gefunden. Ein Massenbegräbnis solle es aber noch innerhalb einer Woche geben, sagte Bürgermeister Vicente Emano. Um die Leichen auch nach der Beisetzung noch identifizieren zu können, archivierten die Regionalbehörden Fotos der Opfer und entnahmen DNS-Proben.

Die Chefin des philippinischen Roten Kreuzes, Gwendolyn Pang, forderte die Behörden auf, strenge Richtlinien bei den Massenbeisetzungen einzuhalten. Neben den Fotos müssten auch wichtige Körpermerkmale festgehalten werden. Für spätere Exhumierungen müsse zwischen den Leichen jeweils ein Meter Platz gelassen werden. "Ich bin sicher, dass ihre Familien nach ihnen suchen werden", sagte Pang. Am Dienstag kehrten viele Bewohner in die zerstörten Orte zurück und versuchten, ihre Habe aus den Trümmern zu retten.

Zehntausende sind obdachlos

Nach Angaben des Roten Kreuzes starben durch Washi in der Region mehr als 700 Menschen, die angegebene Zahl der Vermissten schwankt zwischen 500 und 900. Etwa 47.000 Menschen musssten auf der Insel Mindanao Zuflucht in Notunterkünften suchen. Viele wurden notdürftig in Schulen und Sportzentren untergebracht. Nach Angaben des Nationalen Epidemie-Zentrums in der Hauptstadt Manila unternahm die Regierung erste Schritte, um Ausbrüche von Cholera, Durchfall und anderen Krankheiten zu verhindern. In der Region wird das Trinkwasser zunehmend knapp.

Präsident Benigno Aquino geriet derweil in die Kritik. Er wehrte sich gegen Vorwürfe, er habe inmitten der Trauer seines Landes um die Flutopfer eine ausgelassene Party gefeiert. Das Präsidialbüro teilte mit, Aquino sei am Sonntag lediglich etwa 30 Minuten auf der Weihnachtsfeier seines Sicherheitsdienstes geblieben. Er sei aber nicht auf die Bühne getreten und habe weder gesungen noch getanzt. Die Vorwürfe gegen Aquino waren laut geworden, nachdem eine philippinische Schauspielerin und Moderatorin von ihrer Begegnung mit dem 51-Jährigen auf der Feier berichtet hatte. Im Online-Kurzbotschaftendienst Twitter schrieb Valerie Concepcion, der Präsident habe ihren Auftritt vor den Sicherheitsleuten genossen und über ihre Witze gelacht.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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