Berlin:Polizeipräsident: Fehler nach Terroranschlag von Amri

Lesezeit: 1 min

Berlin (dpa/bb) - Die Berliner Polizei hat erneut eingeräumt, dass der Großeinsatz direkt nach dem islamistischen Terroranschlag auf dem Weihnachtsmarkt nicht optimal lief. Polizeipräsident Klaus Kandt sagte am Montag im Innenausschuss, am Abend des 19. Dezember 2016 sei vieles gut gelaufen, es habe aber auch Schwächen gegeben. "Haben Sie wirklich erwartet, dass die Polizei keine Fehler macht? Ist das eine realistische Vorstellung?" Es habe eine extreme Informationsdichte gegeben und die Lage nach dem Anschlag sei eine große Herausforderung gewesen, "die so einfach nicht zu bewältigen ist".

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Berlin (dpa/bb) - Die Berliner Polizei hat erneut eingeräumt, dass der Großeinsatz direkt nach dem islamistischen Terroranschlag auf dem Weihnachtsmarkt nicht optimal lief. Polizeipräsident Klaus Kandt sagte am Montag im Innenausschuss, am Abend des 19. Dezember 2016 sei vieles gut gelaufen, es habe aber auch Schwächen gegeben. „Haben Sie wirklich erwartet, dass die Polizei keine Fehler macht? Ist das eine realistische Vorstellung?“ Es habe eine extreme Informationsdichte gegeben und die Lage nach dem Anschlag sei eine große Herausforderung gewesen, „die so einfach nicht zu bewältigen ist“.

Kandt bestätigte damit auch einen polizeiinternen Bericht zum Ablauf des Abends nach dem Anschlag mit zwölf Toten. Diese noch nicht ganz abgeschlossene Analyse einer „Nachbereitungskommission“ war kürzlich bekannt geworden. Demnach hatte die Polizei direkt nach dem Anschlag zu spät reagiert.

Die Polizeiführer forderten verspätet umfangreiche Verstärkung an, auch sei anfangs keine einheitliche Führung erkennbar gewesen, hieß es in dem Papier. Die bei Terroranschlägen vorgesehene Großfahndung (Maßnahme 300) wurde von der Polizei erst nach über drei Stunden eingeleitet. Die Polizei suchte daher weder die Umgebung des Breitscheitplatzes direkt ab, noch kontrollierte sie Straßen und Bahnstrecken als Fluchtwege. Die schnelle und sachliche Information der Öffentlichkeit besonders über das Internet wurde in dem internen Bericht hingegen ausdrücklich gelobt.

Innensenator Andreas Geisel (SPD) wies scharfe Kritik von Abgeordneten der Opposition zurück, dass die Polizei den Bericht geheim gehalten habe. „Das ist ein laufender Vorgang und daraus wird nicht berichtet.“ Ende Oktober werde der Bericht veröffentlicht und könne dann auch Thema im gerade gestarteten Untersuchungsausschuss sein.

Polizeipräsident Kandt betonte, die Polizei wolle nichts vertuschen, sondern umfangreich, offen und ehrlich über den Einsatz und auch über die Fehler berichten. „Das ist eine offene Fehlerkultur bei der Polizei, darauf kann ich eher stolz sein.“

Der CDU-Abgeordnete Stephan Lenz monierte: „Sie hätten direkt sagen können, wir machen eine Nachbereitungskommission. Das wussten wir so nicht und das würde ich gerne ausdrücklich kritisieren.“ Der FDP-Innenpolitiker Marcel Luthe sagte: „Die Frage ist, ob Fehler vermieden werden können, wenn entsprechend geführt wird.“

Der Attentäter Anis Amri hatte einen Lastwagen entführt und ihn in den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche gesteuert. Insgesamt starben zwölf Menschen, fast 70 wurden verletzt. Amri konnte ungehindert aus Berlin flüchten und wurde später in Italien erschossen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: