Arktischer Sturm "Elliott":Extreme Kälte in den USA - mehr als 50 Tote

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Ein Mann versucht in Buffalo sein in einer Schneewehe festgestecktes Auto auszugraben. In der Großstadt am Lake Erie fielen US-Medien zufolge mehr als 70 Zentimeter Schnee. (Foto: Derek Gee/dpa)

Weite Teile des Landes sind am Weihnachtswochenende von einer außergewöhnlichen Kältewelle erfasst worden. Vom Norden bis an die Grenze zu Mexiko sind die Auswirkungen zu spüren - teils mit dramatischen Folgen.

Am Weihnachtswochenende ist ein heftiger Wintersturm über die USA gezogen, der in weiten Teilen des Landes für Chaos sorgte und Dutzende Todesopfer forderte. Die Temperaturen lagen in vielen Regionen im zweistelligen Minusbereich. Bei eisigem Wind und heftigem Schneefall war die Lage mancherorts lebensbedrohlich, vor allem um die Großen Seen im Nordosten der USA und an der Grenze zu Kanada.

Hunderttausende Haushalte waren zeitweise ohne Strom. Für viele Menschen bescherte das Sturmtief "Elliott" ein Weihnachtsfest unter Extrembedingungen. Mit aller Wucht traf der Sturm etwa die Stadt Buffalo, die am Ufer des Eriesees im US-Bundesstaat New York liegt. Heftige Schneefälle und orkanartige Winde sorgten für sogenannte Whiteout-Bedingungen auf den Straßen, bei denen Autofahrer durch die extrem eingeschränkte Sicht die Orientierung verlieren können. Viele Menschen saßen in ihren Wohnungen und Autos fest. Polizei und Feuerwehr konnten zeitweise kaum auf Notrufe reagieren.

Die Zahl der Todesopfer wegen des arktischen Wintersturms stieg allein in Buffalo auf 27, sagte der Verantwortliche des Bezirks Erie County, Mark Poloncarz, am Montag. Auch befänden sich in der Stadt im Westen des Bundesstaates New York weiterhin viele eingeschneite und verlassene Autos, Transporter und Anhänger auf den Straßen. Es gelte weiterhin ein Fahrverbot, die Stadt Buffalo mit knapp 300000 Einwohnern sei "unpassierbar". US-Medien berichteten, durch den Wintersturm seien insgesamt deutlich mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen. Rettungskräfte und Behördenvertreter rechneten mit einer weiter steigenden Zahl an Opfern.

Auf Fernsehbildern waren Straßen zu sehen, die mit einer dicken Eisschicht überzogen waren. Autos und Lkws schlitterten über die Fahrbahn, krachten gegeneinander oder kamen von der Fahrbahn ab. Am Samstagvormittag waren zeitweise mehr als 1,6 Millionen Haushalte ohne Strom, wie die Webseite PowerOutage zeigte.

Dieses Restaurant in Buffalo ist komplett mit Eis bedeckt. (Foto: KEVIN HOAK/via REUTERS)

Die arktische Kältefront brachte auch die Weihnachtspläne von vielen Reisenden durcheinander: Von Freitag bis Sonntag wurden nach Angaben der Flugdaten-Webseite FlightAware mehr als 10 000 Flüge gestrichen. An vielen Flughäfen herrschte Chaos. Manche wurden vorübergehend geschlossen. Die Auswirkungen der Kältewelle waren bis in den Süden der USA zu spüren. Ernst wurde die Lage angesichts der gefallenen Temperaturen auch für Migrantinnen und Migranten an der Grenze zu Mexiko, von denen derzeit viele auf den Straßen der Grenzstädte campieren. Viele von ihnen warten auf die Aufhebung einer umstrittenen Abschieberegelung, die unter Verweis auf die Corona-Pandemie eine schnelle Zurückweisung erlaubt. Eigentlich sollte sie bereits in der vergangenen Woche auslaufen. Die US-Regierung hatte das Oberste Gericht in den USA um Aufschub bis nach Weihnachten gebeten.

Am Sonntag beruhigte sich der Sturm in den meisten Bundesstaaten etwas. Nach Angaben des US-Wetterdienstes verlagerte sich das Zentrum der arktischen Kaltfront Richtung Norden und wanderte in den Osten Kanadas. In der Region um die Großen Seen gab es weiterhin starke Schneefälle und eisigen Wind. Der Wintersturm hatte weite Teile der USA bereits seit dem Vorweihnachtstag im Griff. Mehr als 200 Millionen Menschen hatten Unwetterwarnungen erhalten. Mehrere Bundesstaaten hatten vorsichtshalber den Notstand ausgerufen, unter anderem New York.

Wintersturm in Amherst, USA . (Foto: Jeffrey T. Barnes/dpa)

US-Medien sahen unter Berufung auf Wetterexperten mancherorts die Voraussetzungen eines sogenannten "Bombenzyklons" erfüllt: Das ist ein Wetterphänomen, bei dem der Luftdruck innerhalb kurzer Zeit extrem abfällt, und der die Wucht des Sturms verstärkt.

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