Staatsanwaltschaft:Kirchenbrand-Prozess: Angeklagter bestreitet Tat

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Das Kirchenschiff der Stadtkirchen-Ruine. (Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

Vor einem halben Jahr zerstörte ein Großbrand die Stadtkirche von Großröhrsdorf. Der Schock sitzt tief. Ein Mann aus der Region soll die Kirche angezündet haben.

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Bautzen (dpa/sn) - Der wegen des verheerenden Feuers in der Stadtkirche Großröhrsdorf Verdächtige hat die Tat vor Gericht bestritten. Er sei seit 1997 ein Mann des Glaubens, dort finde er Trost und Kraft. „Warum soll ich die Kirche anzünden?“, sagte der 41-Jährige am Montag zum Auftakt des Prozesses wegen schwerer Brandstiftung gegen ihn am Landgericht Görlitz Außenkammern Bautzen. Er habe „niemals im Entferntesten daran gedacht, an diesem Tag die Kirche anzuzünden“, erklärte er. Allerdings gab er zu: „Ich war an besagtem Tag zu der Zeit dort, das ist wahr.“ Auf Nachfrage der Richter erzählte er dann eine ganz andere Geschichte, als die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage als Tatvorwurf formulierte.

Zwei Personen hätten ihn in der Nacht zur Kirche bestellt und gedroht, seinen Kindern etwas anzutun, wenn er ihnen nicht zeige, wo seine Ex-Frau wohne. Diese habe Schulden bei den beiden gehabt. Als er getan hatte, was sie wollten, habe er noch mit einem der beiden vor der Kirche gesprochen. „Dann hat es geknallt“, sagte er. Er sei verletzt nach Hause gefahren, habe sich ins Bett gelegt und sei am nächsten Tag zu einem Termin nach Bayreuth gefahren.

Ermittlungen ergeben klaren Tatverdacht

Laut Anklage soll der gelernte Tischler am 4. August 2023 um 1.45 Uhr mittels Benzin Feuer in dem protestantischen Gotteshaus gelegt haben. Die Flüssigkeit habe sich in einer Flasche in seinem Rucksack befunden, die er im Kircheninnern ausgoss und dann entzündete, verlas Staatsanwalt Peter Terres. Zwei Minuten später habe es, selbst für den Angeklagten unerwartet, eine starke Detonation gegeben. Umherfliegende Holzsplitter hätten den Angeklagten im Gesicht verletzt und ihm außerdem Haare, Augenbrauen und Wimpern verbrannt.

Das Feuer griff schnell auf Dachstuhl und Kirchenschiff über. „Um 4.04 Uhr brach die Kirchturmspitze ab, Dachstuhl und Innenraum brannten komplett bis auf die Grundmauern nieder“, schilderte Terres. Nach Angaben des Versicherers sei ein Sachschaden von rund 32 Millionen Euro entstanden. Der Angeklagte „wird daher beschuldigt, eine Kirche in Brand gesetzt und zerstört zu haben, gewertet als schwere Brandstiftung“, schloss der Staatsanwalt die Verlesung.

Angeklagter in schwieriger Lebenssituation

„Ich glaube, darum rede ich“, sagte H. auf die Frage des Vorsitzenden Richters, ob er sich zu den Vorwürfen äußern wolle. Der Glaube sei „das Wichtigste“ in seinem Leben. In der folgenden Erzählung beklagte er sich über seine untreue Ex-Frau, das Scheitern seiner Ehe, gezielter Entfremdung von seinen Kindern, menschlicher Enttäuschung und ungerechter Behandlung durch Behörden und Gerichte sowie Vorverurteilung. Auf die Frage, wie er das Geschehene mit seiner Verantwortung vor Gott verantworten könne, antwortete er: „Von Gott werde ich freigesprochen.“

© dpa-infocom, dpa:240204-99-868775/4

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