Speyer (dpa/lrs) - Zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im Bistum Speyer will die unabhängige Kommission ihre Arbeit bald aufnehmen. „Ich hoffe, dass wir in der Osterzeit in medias res gehen“, sagte Kommissionsmitglied Bernhard Scholten, früher Abteilungsleiter im rheinland-pfälzischen Sozialministerium, am Mittwoch in Speyer.
Für ihn sei klar, dass die Kommission eine eigene Geschäftsstelle benötige. Es sei auch Administratives zu erledigen, das nicht alles von den sieben Mitgliedern abgearbeitet werden könne, betonte er.
Bischof Karl-Heinz Wiesemann sagte bei der alljährlichen Pressekonferenz des Bistums, er nehme durch den Missbrauchsskandal „eine große Erschütterung bei sehr vielen“ wahr. „Das geht in alle Bereiche hinein.“ Ähnlich äußerte sich Generalvikar Andreas Sturm: „Wenn man überhaupt von etwas Gutem sprechen kann, was vielleicht etwas zynisch ist, dann: Es hat alle wachgerüttelt. Ich hatte in der ganzen Zeit den Eindruck, viele denken, Missbrauch betrifft andere.“
Missbrauch sei kein Thema der Vergangenheit, betonte Sturm. „Es kann immer wieder passieren. Aber wenn wir eine Haltung haben, dass wir hinschauen, es ansprechen und aktiv werden, dann haben wir aus dem Furchtbaren etwas gelernt“, unterstrich er. Der Skandal sei für manche sicher ein Auslöser gewesen, den Kontakt zur Kirche zu kappen.
Für den Haushalt 2021 beschloss das Bistum eine Kürzung aller Zuweisungen an Kirchengemeinden und andere kirchliche Körperschaften um fünf Prozent sowie Kürzungen im Bistumsbereich um vier Prozent. Als Folge der coronabedingten Wirtschaftskrise sind bei Bistümern unter anderem Einnahmen bei der Kirchensteuer weggebrochen.
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