Nach Brandstiftung:Solingens Angst vor dem "Schon wieder"

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Das Haus mit der Nummer 69 ist jetzt ein Tatort. Vier Menschen starben hier durch ein Feuer. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Der Brandanschlag 1993 machte die Stadt zum Symbol für rassistische Gewalt. 31 Jahre später sterben erneut vier Zuwanderer durch Brandstiftung. Was war das Motiv, rätseln nun viele verunsicherte Einwohner. Zu Besuch in einer verwundeten Stadt.

Von Christian Wernicke

Ayşe Elmas kannte die Familie von gegenüber. In ihrem Ladenlokal an der Grünewalder Straße in Solingen legt die Schneiderin immer wieder ein paar Hosen beiseite, die keiner mehr abholt. Neulich hatte sie Katja Zhilova und Kuncho Zhilov einige davon geschenkt. Genauso wie die Kinderschuhe, die sie in den Schränken ihrer sieben Enkel fand - die passten Galia, 3, und Emili, dem fünf Monate jungen Baby. "Liebe Menschen" seien das gewesen, sagt Elmas, "ich helfe gern". Die Türkin lächelt sanft, aber ihre Augen sind feucht, als sie durchs Schaufenster hinaus auf den regennassen Asphalt blickt: "Die Sache hat mich mitgenommen", flüstert die 67-Jährige, "es ist ein Schock."

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