Schießerei von Lewiston:Eine Tat, die sich angedeutet hat

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Die Polizei setzte bei der Suche nach dem Schützen von Lewiston Hunde ein. Die Schulen blieben geschlossen, Anwohner wurden aufgefordert, zu Hause zu bleiben. (Foto: Shannon Stapleton/Reuters)

Der Mann, der in Maine 18 Menschen erschossen haben soll, ist weiter auf der Flucht. Dass er psychische Probleme hatte, war seinem Arbeitgeber bekannt.

Von Fabian Fellmann, Washington

Zwei Tage nach dem Amoklauf mit 18 Toten in der Stadt Lewiston hat die Polizei am Freitag weiterhin im ganzen Bundesstaat Maine intensiv nach dem Täter gesucht. Mehrere Anwesen von Angehörigen des 40-Jährigen wurden durchkämmt, bisher vergeblich. Die Schulen im Süden von Maine blieben geschlossen, die Einwohner wurden aufgefordert, zu Hause zu bleiben.

Der Mann hatte am Mittwochabend in einer Bowlinghalle und einer Bar in Lewiston um sich geschossen. Es war das Mass Shooting mit den meisten Opfern seit Mai 2022, als in Uvalde in Texas 22 Menschen starben.

In Lewiston fanden die Ermittler Hinweise darauf, dass man die Tat möglicherweise hätte kommen sehen können. Der mutmaßliche Schütze, der seit Jahrzehnten in der Armeereserve diente - an Kampfeinsätzen war er zumindest in den vergangenen 20 Jahren nicht beteiligt, sondern arbeitete im Treibstofflager -, war seinen Kommandanten im Sommer während einer Trainingswoche aufgefallen: Er sprach Drohungen gegen seine eigene Einheit aus, wie US-Medien berichten. Die Chefs wiesen ihn in eine psychiatrische Klinik ein, in der er zwei Wochen lang eine stationäre Therapie erhielt.

Nun rekonstruieren die Fahnder, was seit dem Zwischenfall vom Sommer geschehen ist. Bisher haben sie keine Hinweise darauf gefunden, dass der Schütze die Tatwaffe, ein Jagdgewehr, illegal erworben oder besessen hat, laut einem Nachbarn ging er regelmäßig zur Hirschjagd. Wie jedes Mal nach Schussattacken ist deswegen eine Diskussion über das Waffenrecht in Maine in Gang gekommen. Die Polizei hat dort keine gesetzliche Befugnis, die Gewehre gefährlicher Personen vorsorglich zu beschlagnahmen. Zahlreiche andere Bundesstaaten haben solche als "red flag laws" bekannten Bestimmungen eingeführt.

Der Kongressabgeordnete Jared Golden hat nun öffentlichkeitswirksam seine Meinung zum Waffenrecht geändert. Er war einer von nur fünf Demokraten, die im vergangenen Jahr gegen ein Verbot von Sturmgewehren gestimmt hatten. Jetzt werde er sich dafür einsetzen, versprach Golden bei einer Medienkonferenz. Auch US-Präsident Joe Biden forderte Verschärfungen des Waffenrechts; das laufende Jahr wird mit bisher bereits 566 Mass Shootings voraussichtlich einen traurigen Rekord brechen.

Mit einem Schulterzucken scheinen andere die Tragödie abzutun, etwa neue Sprecher des Repräsentantenhauses, der evangelikale Republikaner Mike Johnson. "Das Problem ist das menschliche Herz, es sind nicht die Gewehre", sagte er in seinem ersten Interview auf FoxNews. Mitten in einer Krise sei es nicht angebracht, über das Waffenrecht zu debattieren. In seiner Position kann er verhindern, dass sich das Repräsentantenhaus überhaupt mit dem Thema befassen kann.

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Die Stadt Lewiston in Maine gilt als einer der sichersten Orte in den USA. Jetzt hat ausgerechnet hier ein Mann 18 Menschen erschossen. Der mutmaßliche Schütze ist weiterhin auf der Flucht.

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