Religion - Hamburg:Religionsunterricht auch von nicht christlichen Lehrern

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Hamburg (dpa/lno) - An den Hamburger Schulen sollen künftig auch Vertreter nicht christlicher Religionsgemeinschaften Religionsunterricht für alle Schüler geben. Das teilte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Freitag gemeinsam mit der Bischöfin der evangelischen Nordkirche, Kirsten Fehrs, sowie Vertretern der katholischen Kirche, der jüdischen Gemeinde, der alevitischen Gemeinde und der muslimischen Verbände mit. Damit gehe Hamburg einen bundesweit einzigartigen Weg, sagte Rabe und sprach von einer "wunderbaren Idee für unsere religiös und kulturell vielfältige Stadt".

Bislang wurde der Religionsunterricht an den staatlichen Schulen für alle Religionen und Konfessionen von der evangelischen Kirche auf Grundlage eines gemeinschaftlichen Lehrplans erteilt. Ein Modellversuch unter anderem an der Kurt-Tucholsky-Schule in Altona, bei dem auch jüdische, alevitische und muslimische Lehrer Religion für alle unterrichteten, sei sehr positiv verlaufen und werde jetzt auf alle Schulen übertragen, sagte Rabe.

An der Universität Hamburg seien entsprechende Studiengänge für angehende Religionslehrer geschaffen worden. In den nächsten Jahren könnten so verstärkt Lehrer mit einer anderen als der christlichen Religionszugehörigkeit eingestellt werden. Ziel sei, dass das Verhältnis der Lehrer in ihren unterschiedlichen Glaubenszugehörigkeiten einmal dem der Schüler entspreche, sagte der Fachreferent für Religionsunterricht in der Schulbehörde, Jochen Bauer.

Bereits seit 30 Jahren habe die evangelische Kirche Vertreter anderer Weltreligionen in die Gestaltung des Unterrichts einbezogen, sagte Bischöfin Fehrs. "Kinder lernen auf diese Weise ihre eigene Religion kennen, aber auch den Glauben der anderen." Dies fördere das friedliche Zusammenleben. "Wenn die Kinder künftig abwechselnd von Lehrkräften unterschiedlicher Konfessionen unterrichtet werden, wird das den Dialog fördern."

Auch die Vertreter der muslimischen Verbände Schura, Ditib, VIKZ sowie der jüdischen und alevitischen Gemeinden lobten die neue Regelung. "Diese authentische Wissensvermittlung stärkt Schülerinnen und Schüler und legt Grundsteine für ein respektvolles und gleichberechtigtes Miteinander", sagte der Schura-Vorsitzende Fatih Yildiz. "Der Religionsunterricht für alle hilft den Schülern, das Judentum als aktuellen, jetzt und heute relevanten Teil der Vielfalt Hamburgs zu begreifen", sagte Stefanie Szczupak, Vorstand der jüdischen Gemeinde.

Auch die katholische Kirche zeigte sich offen für ein vergleichbares Modellprojekt. Ziel sei es, "Bestandteil dieses weiterentwickelten Religionsunterrichts in Hamburg zu werden und darin auch das katholische Christentum durch katholische Lehrkräfte authentisch abzubilden", sagte Christoper Haep vom Erzbistum Hamburg.

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