Razzien in Norddeutschland:Großschlag gegen Kokain-Schmuggler

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Das Netzwerk soll Kokain im Wert von Hunderten Millionen Euro nach Europa geschleust haben. (Foto: Christian Charisius/dpa)

38 Wohnungen und Geschäftsräume in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen hat die Polizei durchsucht, 15 Haftbefehle vollstreckt.

Von Peter Burghardt, Hamburg

Seit Monaten ermitteln deutsche Behörden gegen ein Netzwerk, das ungefähr zwei Tonnen Kokain nach Europa geschleust hat. Marktwert: Hunderte Millionen Euro. Am Mittwochmorgen nun rückten Beamte von Zoll und Landeskriminalamt unter Leitung der Staatsanwaltschaft aus, es war noch dunkel.

38 Wohnungen und Geschäftsräume in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen wurden durchsucht, 15 Haftbefehle vollstreckt. Die Spezialeinheiten fanden 125 000 Euro in bar, Schusswaffen, ein teures Fahrzeug, Betäubungsmittel und andere Beweise. Es war einer der größten Einsätze dieser Art der Hamburger Geschichte. Unter den Verdächtigen im Alter von 19 bis 58 Jahren seien Männer verschiedener Nationalitäten, darunter auch welche mit deutscher Staatsangehörigkeit, so Hamburgs Polizei. Sie sollen den Stoff aus Südamerika in Containern empfangen haben, "wobei sie auch spezielle Kenntnisse eines Tatbeteiligten nutzten".

Bei dem Tatbeteiligten handelt es sich laut Spiegel um einen IT-Techniker, der das Computersystem des Hamburger Hafens manipuliert haben soll, um eine mit Kokain beladene Stahlbox aus dem gesicherten Terminal zu schaffen. Der 39-jährige Mann, so heißt es, habe eine Ausbildung bei einem Hafenlogistiker gemacht und sei derzeit arbeitslos. Jetzt könnten ihm ein Prozess und eine längere Gefängnisstrafe bevorstehen.

Reis und 1,2 Tonnen Kokain

Ein Kühlcontainer kam im März 2020 aus Ecuador, informiert die Polizei, darin 1080 Kilo Bananen. Und 381 Kilo Kokain, die Beamten stellten die Lieferung in einer Lagerhalle im Landkreis Stade sicher. Ende Juni 2020 wurden 1,2 Tonnen Kokain zwischen Reis geliefert, dem Vernehmen nach aus Guyana. Mitte Juli 2020 waren es 380 Kilo Kokain im doppelten Boden, alles in Containern im Hamburger Hafen. Auf weitere 22 Kilo weißes Pulver stieß der niederländische Zoll.

Die aktuellen Festnahmen in Norddeutschland stehen auch in Zusammenhang mit einer Schießerei im April 2020 in der Fischbeker Heide im Süden Hamburgs, es gab im Rahmen des Geschäfts offenbar Ärger. Zehn Personen hätten sich in einem Waldstück getroffen, haben Ermittler recherchiert. Ein 26-Jähriger habe einem 27-Jährigen ins Bein und einem 34-Jährigen in die Hand geschossen, es folgten weitere Schüsse.

Seit Jahren berichten Fahnder von enormen Mengen Kokain in europäischen Häfen. Ende 2019 gingen bei einer Kontrolle in Hamburgs Hafen 4,5 Tonnen Kokain in einem Frachter aus Uruguay ins Netz, 4200 Pakete in 211 schwarzen Sporttaschen in einem Container auf dem Weg nach Antwerpen. Fast eine Milliarde Euro wäre damit verdient worden. Mit solchen Summen lässt sich fast alles kaufen, auch internationale Hilfe.

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