Randalierende Tiere:Was für ein Zirkus

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Ein Elefant hat das Züricher Bankenviertel unsicher gemacht. Kein Einzelfall: Zwischenfälle mit exotischen Tieren häufen sich.

Titus Arnu

In George Orwells Roman Animal Farm treffen sich die Tiere eines Bauernhofs nachts in der Scheune, um die Revolution auszurufen. Die Unterdrückung durch den Menschen soll ein Ende haben, die Schweine rufen den "Animalismus" aus und formulieren ein tierisches Manifest: "Alles was auf zwei Beinen geht, ist ein Feind. Alles was auf vier Beinen geht oder Flügel hat, ist ein Freund."

Rüsselträger trifft Sonnenanbeter: Im Frankfurter Ostpark überraschte Elefantendame Carla einen nackten Sonnenanbeter. (Foto: dpa)

Das war 1945. Seitdem arbeiten die Tiere, wie es scheint, im Untergrund, um den Umsturz herbeizuführen. Es mehren sich die Anzeichen, dass die Befreiung von Zirkus-, Bauernhof- und Zootieren unmittelbar bevorsteht. Allein an diesem Montag erreichten die Redaktion drei aktuelle Meldungen, die auf animalistische Machenschaften schließen lassen.

In Zürich marodierte am Sonntag die Elefantenkuh Sabu durch die Stadt. Das Tier riss sich beim Circus Knie, der in der Stadt gastierte, während des Verladens in einen Anhänger los. Die Polizei verfolgte den Elefanten eine Stunde lang durch das Bankenviertel, bevor er von einem Dompteur eingefangen wurde. Es kann kein Zufall sein, dass die ebenso intelligente wie aufmüpfige Elefantenkuh sich ausgerechnet Schweizer Banken für ihre Protestaktion ausgesucht hatte.

Bei Bonn ereignete sich in der Nacht zum Montag ein weiterer Zirkus-Zwischenfall. Mehrere Wagen mit Tigern und Löwen des Circus Knie blieben im Schlamm stecken. Schon wieder der Circus Knie! Das spricht für eine Verschwörung. Das Technische Hilfswerk rückte an, um die festgefahrene Situation zu beheben, die Tiere mussten ausgeladen werden. Falls es sich um einen raffinierten Fluchtplan gehandelt hatte, ging er nicht auf - nach einigen Stunden waren die Raubtiere wieder hinter Gittern. Am Montagmorgen fing dann ein Wagen, in dem keine Zirkustiere, sondern Zirkusmenschen untergebracht werden, auf der Autobahn zwischen Wismar und Lübeck Feuer, er brannte komplett aus. Verletzt wurde niemand. Eine Racheaktion für die wieder eingefangenen Raubtiere?

Wer an die Weltverschwörung der Tiere glaubt, findet genug andere Beispiele.

Ein Nashorn zertrampelte im Münchner Circus Krone vor einigen Wochen die Randbegrenzung der Manege. Die Tierrechtsorganisation Peta sprach von einer "Beinahe-Katastrophe", der Vorfall mit dem 3,5-Tonner hätte tödlich für Zuschauer enden können. Eine Circus-Sprecherin behauptete, das Nashorn sei lediglich "gestolpert." Ein Einzelfall? Von wegen: In Frankfurt spazierte die Elefantendame Carla vom Zirkus Busch durch den Ostpark und belästigte mit dem Rüssel einen nackten Sonnenanbeter.

Die dreisten Angriffe häufen sich. Vielleicht ist es aber auch so, dass die randalierenden Tiere gegen das fünfte Gebot des Animalismus verstoßen haben. Es lautet: "Kein Tier soll Alkohol trinken."

© SZ vom 08.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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