Prozesse:Mutmaßlicher Terrorist schildert seinen Weg zum IS

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„Ich war ein Kiffer. Ich hatte keine Lust. Partys, Drogen, Alk, Karten. Das war ein sinnloser Tagesablauf.“ Im  Hochsicherheitstrakt des Düsseldorfer Oberlandesgerichts legt der Syrien-Rückkehrer Nils D. eine Art Lebensbeichte ab. (Foto: Federico Gambarini)

Düsseldorf (dpa) - Der mutmaßliche Terrorist des "Islamischen Staats" Nils D. hat vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht begonnen, ein ausführliches Geständnis abzulegen.

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Düsseldorf (dpa) - Der mutmaßliche Terrorist des „Islamischen Staats“ Nils D. hat vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht begonnen, ein ausführliches Geständnis abzulegen.

Durch seinen Cousin sei er in seiner Heimatstadt Dinslaken mit dem fundamentalistischen Islam in Kontakt gekommen, sagte der Angeklagte. Er sei dann in eine „radikale Schiene reingerutscht“ und habe sich im August 2013 entschieden, nach Syrien zu reisen.

Die Bundesanwaltschaft warf dem 25-Jährigen beim Prozessauftakt vor, in Syrien einer Spezialeinheit der Terrororganisation angehört zu haben. Als Mitglied eines „Sturmtrupps“ habe er Spione und Deserteure mit Waffengewalt festgenommen und Gefängnissen des IS zugeführt.

Der Angeklagte ist als Kleinkrimineller mehrfach vorbestraft und saß sechs Monate wegen Einbruchs und Diebstahls im Gefängnis. Zuvor war er wegen Drogenhandels zu einer Jugendstrafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Nach seinem Hauptschulabschluss hatte er eine Berufsausbildung abgebrochen und sich 2011 dem Islam zugewandt.

Nach seiner Haftentlassung im Sommer 2013 sammelte D. zunächst Spenden für syrische Kriegsopfer. Im Oktober ging er dann selbst ins Kriegsgebiet.

Dort war er laut Anklage unter anderem als Wachmann eines IS-Gefängnisses eingesetzt: „Der Angeklagte wusste, dass die Gefangenen der Folter bis zum Tod ausgesetzt waren. Er hatte Einblick in die Folterkammer. Er beerdigte einen vermutlich zu Tode gefolterten Gefangenen, in dem er die Leiche aus der Kühlkammer holte und auf einer Müllkippe in einem Erdloch vergrub“, sagte die Vertreterin der Bundesanwaltschaft, Carola Bitter.

Er habe eine Pistole und eine Kalaschnikow sowie zur Abschreckung einen Sprengstoffgürtel getragen. Der Angeklagte hatte bereits in anderen Terrorprozessen als Zeuge ausgesagt. Er gab dabei zu, in der Spezialeinheit auch Zeuge von Folter und Hinrichtungen geworden zu sein. Mitgemacht habe er aber nicht.

Der „Islamische Staat“ sei für zahlreiche Kriegsverbrechen, Selbstmordattentate und Anschläge verantwortlich, hieß es in der Anklageschrift. Das Oberlandesgericht hat für den Prozess zunächst neun Verhandlungstage angesetzt.

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