Kiel:Sieben Jahre nach Todesschuss: Angeklagte schweigen

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Kiel (dpa/lno) - Rund sieben Jahre nach dem tödlichen Schuss mitten ins Gesicht eines 41-Jährigen hat in Kiel der Prozess um den rätselhaften Mord in Neumünster begonnen. Auf der Anklagebank sitzen neben dem mutmaßlichen Todesschützen auch ein mutmaßlicher Mittäter. Ihm soll das Opfer ahnungslos die Tür seiner Dachwohnung geöffnet haben. Der Schuss fällt unmittelbar darauf, "aus relativer Nähe", sagt eine der beiden Staatsanwältinnen zum Prozessauftakt am Freitag.

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Kiel (dpa/lno) - Rund sieben Jahre nach dem tödlichen Schuss mitten ins Gesicht eines 41-Jährigen hat in Kiel der Prozess um den rätselhaften Mord in Neumünster begonnen. Auf der Anklagebank sitzen neben dem mutmaßlichen Todesschützen auch ein mutmaßlicher Mittäter. Ihm soll das Opfer ahnungslos die Tür seiner Dachwohnung geöffnet haben. Der Schuss fällt unmittelbar darauf, „aus relativer Nähe“, sagt eine der beiden Staatsanwältinnen zum Prozessauftakt am Freitag.

Das Opfer ist sofort tot. Die mutmaßlichen Täter flüchten. Mit ihnen verschwindet auch die Tatwaffe. Die Leiche des Mannes wird erst am nächsten Morgen von einem Bruder entdeckt. Ein weiterer Bruder ist Nebenkläger in dem Verfahren.

Zum Prozessauftakt wird deutlich, dass die Angeklagten schon früh ins Visier der Mordkommission geraten sind, der Verdacht sich aber nicht erhärten ließ. Auch die Motivlage bleibt vage. Der Anklage zufolge war der 37-jährige mutmaßliche Mittäter mit dem Opfer befreundet. Dann aber habe sich er sich über ihn „sehr geärgert, weil dieser ihm nahestehende Personen geschädigt haben soll“. Deswegen habe er dem mutmaßlichen Todesschützen den Weg freigemacht, als er an der Wohnungstür geklopft oder geklingelt und das Opfer ihm geöffnet habe.

Als Motiv des 41 Jahre alten mutmaßlichen Haupttäters nennt die Anklage, dass er mit dem späteren Opfer zerstritten gewesen sei und sich von diesem bedroht gefühlt habe. Alle drei Männer stammen aus Polen, die beiden Angeklagten sind deutsche Staatsbürger. Der Erschossene lebte und arbeitete in Neumünster. Man traf sich - das legen Angaben der Polizei nahe - in einem großen und wohl trinkfesten Kreis von Polen und Deutschen mit polnischen Wurzeln.

Die Wende bei der Aufklärung des Verbrechens soll eine Zeugenaussage sechs Jahre nach der Tat gebracht haben. Seit Dezember 2018 sitzt der mutmaßliche Todesschütze in Untersuchungshaft. Der Mitangeklagte ist auf freiem Fuß. Bei ihm reichen die Indizien nicht, um den dafür notwendigen dringenden Tatverdacht zu bejahen.

Beide Angeklagten haben jeweils zwei Verteidiger an ihrer Seite, wollen sich selbst nicht äußern. Sie machen von ihrem Schweigerecht Gebrauch, wie die Verteidiger erklären. Sie streben Freispruch an. Die Staatsanwaltschaft muss den Angeklagten den Mord anhand von Indizien nachweisen.

Wie mühsam die Beweisaufnahme wird, zeigen die Schilderungen zweier Ermittler. Sie berichten aus ihren Vernehmungen des mutmaßlichen Mittäters. Er wird demnach nach der Tat zunächst als Zeuge, später auch als Beschuldigter vernommen. Eine Tatbeteiligung vermuten die Beamten zwar, nachweisen können sie es aber nicht. Der Mann selbst gibt ihren Aussagen zufolge zwar freimütig Auskunft über den Tagesablauf des 8. Juni 2012, an dessen Ende das Opfer stirbt. In Tatortnähe will er aber nicht gewesen sein und mit dem Mord auch nichts zu tun gehabt haben.

Das Gericht hat sich 15 Tage für das Verfahren Zeit genommen. Das Urteil könnte im Dezember fallen. Nächster Verhandlungstag ist der 10. September.

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