Kiel:Geldautomaten in Bad Bramstedt gesprengt: Haftstrafen

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Eine Statue der Justitia unter freiem Himmel. (Foto: Arne Dedert/dpa/Symbolbild)

Für die Sprengung eines Geldautomaten in Bad Bramstedt mit einer Beute von rund 150 000 Euro müssen zwei Männer mehrere Jahre in Haft. Das Kieler Landgericht...

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Kiel (dpa/lno) - Für die Sprengung eines Geldautomaten in Bad Bramstedt mit einer Beute von rund 150 000 Euro müssen zwei Männer mehrere Jahre in Haft. Das Kieler Landgericht verurteilte am Montag einen 26-Jährigen wegen Herbeiführens einer Sprengung, Diebstahls in besonders schwerem Fall sowie vorsätzlicher Straßenverkehrsgefährdung zu vier Jahren Gefängnis. Der Mann saß am Steuer des Fluchtfahrzeugs. Sein 22-jähriger Mittäter soll zwei Jahre und acht Monate verbüßen. Die Anklage hatte die Höhe der Beute mit über 100 000 Euro angegeben. Laut Urteil waren es über 150 000 Euro.

Während die Kammer den Haftbefehl für den einschlägig vorbestraften älteren Angeklagten aufrechterhielt, kommt der jüngere vorerst wieder auf freien Fuß. Es bestehe keine Fluchtgefahr mehr, sagte der Vorsitzende Richter Sven Heitmann. Der Mann muss aber die Strafe in Deutschland antreten, sobald er dazu geladen wird.

Die Angeklagten stammen aus dem niederländischen Leyden. Mit einem in den Niederlanden gestohlenen SUV mit ebenfalls gestohlenen Kennzeichen fuhren sie nach Feststellungen des Gerichts zur Bankfiliale nach Bad Bramstedt. Dort ging frühmorgens am 29. Juli 2020 alles rasend schnell: Für die gesamte Tat bis zur Flucht brauchten die Männer nur drei Minuten und neun Sekunden, sagte der Vorsitzende. Dank Videoaufzeichnungen hätte „die Beweissituation in diesem Verfahren kaum besser sein können“.

In dieser Zeit brachen die Angeklagten demnach die Tür der Filiale auf, schleppten zwei Gasflaschen mit Zünder zum Geldautomaten, leiteten Schläuche hinein und lösten von draußen per Fernzündung die Sprengung aus. Dann holten sie die Beute und flüchteten.

Ihre Flucht in dem gestohlenen SUV war filmreif: Der von Polizeifahrzeugen verfolgte Wagen raste zum Teil mit 120 Stundenkilometern durch den Ort, geriet bei Norderstedt in eine Baustelle, musste rückwärts wieder rausfahren und durchbrach eine Polizeisperre. Ein Beamter, der gerade ein Nagelbrett auslegen wollte, um den Wagen zu stoppen, musste sich mit einem Sprung zur Seite retten. Sein Kollege schoss danach insgesamt zehn Mal auf das davonrasende Fahrzeug.

Zeitweise befuhren die Angeklagte die A7 in Gegenrichtung. Dabei wurden sie auch von einem Polizeihubschrauber aus der Luft verfolgt. Bei Henstedt-Ulzburg wurde das Duo schließlich gestoppt und das Geld sichergestellt. Während der 22-Jährige bei der Festnahme noch im Wagen saß, wurde der 26-Jährige wenig später von Wärmebildkameras aus der Luft aufgespürt und gefasst.

Vor Gericht waren beide Angeklagte geständig und entschuldigten sich. Die Strafe für den 26-Jährigen fiel auch deshalb deutlich höher aus, weil er bereits 2017 in Köln wegen fünf gleichgelagerter Fälle zu über fünf Jahren Haft verurteilt worden war, sagte der Vorsitzende Richter. Einen Teil der Strafe saß der Mann - ausgestattet mit einer Fußfessel - in den Niederlanden zur Bewährung ab. Die neue Tat beging er, als er die Fußfessel ablegen durfte.

Die Staatsanwältin hatte für den 26-Jährigen vier Jahre und zwei Monate Haft und für den nicht vorbestraften 22-Jährigen zwei Jahre und zehn Monate gefordert. Die Verteidiger beantragten für den älteren Angeklagten drei Jahre. Der Verteidiger des Jüngeren stellte keinen Antrag. Der Mann hatte seine schwere und teure Erkrankung nach einem frühen Zeckenbiss als Motiv genannt.

© dpa-infocom, dpa:210307-99-726560/4

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