Gera:Prozess um Mord an Rentnerin: Tochter setzt ein Zeichen

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Zunächst war die 87-Jährige spurlos verschwunden, dann machten Polizisten im Keller einen grausigen Fund. Als sie dort den Reißverschluss eines ungewöhnlich...

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Gera (dpa/th) - Zunächst war die 87-Jährige spurlos verschwunden, dann machten Polizisten im Keller einen grausigen Fund. Als sie dort den Reißverschluss eines ungewöhnlich schweren Koffers öffneten, seien erst ein Bettlaken, dann Haare und Finger zum Vorschein gekommen, erinnerte sich am Montag ein Beamter zum Prozessauftakt in Gera. Der Vorwurf lautet Mord, angeklagt ist ein 24-Jähriger. Er war damals Nachbar der Seniorin in Jena-Winzerla. Die Anklage wirft dem Afghanen vor, die Frau aus Habgier getötet zu haben. Er selbst hüllte sich vor Gericht zu der Tat in Schweigen.

Er habe „mit massiver stumpfer Gewalt“ auf Kopf, Hals, Brustkorb, Arme und Beine der Rentnerin eingewirkt und sie mit einem Stich verletzt, sagte Oberstaatsanwalt Horst Sauerbaum beim Verlesen der Anklage. Daraufhin sei die Seniorin erstickt. Ziel des Angeklagten sei gewesen, sich Zugriff auf das Vermögen der Frau zu verschaffen.

Er war bald in Verdacht geraten, weil eine Bankangestellte bei einer Überweisung stutzig geworden war, mit der 7000 Euro von einem Konto der Seniorin auf das Konto des jungen Mannes übertragen werden sollten. Ein Anruf bei deren Tochter hatte allerdings ergeben, dass die Überweisung wohl gefälscht war.

Als der 24-Jährige am Montag in Handschellen in den Gerichtssaal geführt wird, verbirgt er sein Gesicht hinter einer Mappe vor den Kameras; über seinen Kopf hat er eine Kapuze gezogen. Nach Angaben des Gerichts war er 2011 als unbegleiteter Flüchtling nach Deutschland gekommen. Zunächst habe er in einem Kinderheim gelebt, später in dem Mehrfamilienhaus in Winzerla, wo ihn die Nachbarin hin und wieder mit Geldbeträgen unterstützt haben soll. Nach dem Fund der Leiche war der Angeklagte per Handy in Erfurt geortet und schließlich festgenommen worden.

Die Anklage lautet auf Mord, versuchten Betrug und Urkundenfälschung. Als der Polizist die Details zum Leichenfund vor Gericht schildert, wischt sich die Tochter des Opfers immer wieder Tränen aus den Augen. Sie ist als Nebenklägerin vor Ort. Sie hat ein Bild ihrer Mutter im Gerichtssaal aufgestellt, oval mit weißem Rahmen.

Bis zu einem Urteil werden sich die Angehörigen noch gedulden müssen. Derzeit hat die 1. Strafkammer des Landgerichts 15 weitere Verhandlungstage bis 10. Januar 2020 anberaumt.

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