Prozesse:Tödliche Polizeischüsse auf 16-Jährigen

Die fünf angeklagten Polizeibeamtinnen und -beamten kommen in den Gerichtssaal des Landgerichts. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Nach dem Tod eines jungen Flüchtlings in einem Polizeieinsatz läuft in Dortmund seit Dezember ein Strafprozess gegen fünf Polizeibeamte. Nun will der angeklagte Einsatzleiter das Schweigen brechen.

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Dortmund (dpa/lnw) - Im Prozess um die tödlichen Polizeischüsse auf den jungen Flüchtling Mouhamed Dramé wollen erstmals angeklagte Polizeibeamte aussagen. Die Verteidiger des Einsatzleiters sowie eines weiteren Polizisten auf der Anklagebank haben laut Landgericht Dortmund für diesen Mittwoch (9.30 Uhr) eine Einlassung ihrer Mandanten zur Sache angekündigt. Im Anschluss an die Aussage des 55 Jahre alten Vorgesetzten ist für diesen Verhandlungstag auch die Einlassung des 34 Jahre alten Polizisten vorgesehen, der einen von zwei abgefeuerten Tasern benutzt haben soll. 

Seit Ende Dezember 2023 läuft vor dem Landgericht Dortmund der Prozess gegen fünf Polizistinnen und Polizisten wegen des fatalen Einsatzes im August 2022: Damals war der 16-jährige Dramé mit Schüssen aus einer Maschinenpistole der Polizei im Hof einer Jugendhilfeeinrichtung erschossen worden. 

Mitarbeiter hatten zuvor die Polizei gerufen, weil der Jugendliche aus dem Senegal sich ein Küchenmesser gegen den Bauch hielt, vermutlich in der Absicht, sich selbst zu töten. Als der 16-Jährige auf Ansprache der Polizisten nicht reagierte, war er zunächst mit Pfefferspray angegangen worden. Als er sich dann auf die Beamten zubewegte, kamen zwei Taser zum Einsatz, kurz bevor die tödlichen Schüsse aus einer Maschinenpistole fielen. 

Dem Schützen wirft die Staatsanwaltschaft nun Totschlag vor. Seine zwei Kolleginnen und ein Kollege sind wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt, der Einsatzleiter zur Anstiftung zu dieser. 

© dpa-infocom, dpa:240416-99-698040/3

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