Protest gegen Ölbohrungen:30 Greenpeace-Aktivisten in russischer Untersuchungshaft

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Die Aktivisten wurden in verschiedene Untersuchungsgefängnisse in Murmansk gebracht. (Foto: dpa)

Wegen einer Protestaktion gegen Ölbohrungen in der Arktis sitzen 30 Umweltschützer in russischer Untersuchungshaft. Stundenlang wurde die Crew der "Arctic Sunrise" verhört. Der Vorwurf: bandenmäßige Piraterie.

Nach der Erstürmung eines Greenpeace-Schiffs durch russische Sicherheitskräfte sind sämtliche Besatzungsmitglieder in Untersuchungshaft genommen worden. Die Umweltschützer hatten gegen geplante Ölbohrungen in der Arktis protestiert.

Alle 30 Aktivisten seien von dem Eisbrecher Arctic Sunrise zur Befragung nach Murmansk, einer Hafenstadt nördlich des Polarkreises auf der russischen Halbinsel Kola gebracht und anschließend in Untersuchungshaftanstalten überstellt worden, sagte die Greenpeace-Aktivistin Jewgenia Beljakowa vor Ort.

Stundenlang sollen die Umweltschützer verhört worden sein. "Das ist völlig unverständlich", sagte Iwan Blokow von Greenpeace der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Er warf den Behörden illegales Vorgehen vor.

Ein russischer Behördensprecher sagte dagegen, lediglich drei russische Crewmitglieder seien bislang befragt worden. Die ausländischen Aktivisten würden erst vernommen, wenn sie mit Dolmetschern und Anwälten gesprochen hätten. Nach Angaben der Umweltschutzorganisation haben bislang weder Diplomaten noch Anwälte Zugang zu den Festgenommenen erhalten.

Die Arctic Sunrise war am Dienstag von der Küstenwache in den Hafen von Murmansk geschleppt worden. Am Dienstag eröffneten die russischen Justizbehörden Ermittlungen wegen bandenmäßiger Piraterie. Darauf stehen laut Gesetz bis zu 15 Jahre Haft. Greenpeace weist die Vorwürfe zurück.

Kremlchef Wladimir Putin beschuldigt die Greenpeace-Aktivisten, mit ihrem Protest in der Arktis gegen internationales Recht verstoßen zu haben. "Formell gesehen haben sie versucht, die Ölplattform zu besetzen", sagte der russische Präsident bei einer Arktis-Konferenz in der sibirischen Stadt Salechard. Die Aktion habe Leben und Gesundheit vieler Menschen gefährdet. "Müssen PR-Aktionen wirklich solche gravierende Folgen haben?", sagte Putin der Agentur Interfax zufolge. Der Staatschef betonte, bei den Umweltschützern handele es sich nicht um Piraten.

Putin besprach den Fall auch bei einem Treffen mit dem finnischen Präsidenten Sauli Niinistö. Unter den Festgenommenen ist mindestens eine Finnin.

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