Prostitutionsskandal um Franck Ribéry:Die Skandalöse

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Dem Fußballer Franck Ribéry gefiel sie: Zahia Dehar (Foto: Getty Images)

Von Franck Ribérys Gespielin zur Modedesignerin: Die einstige Prostituierte Zahia Dehar will nicht im Prozess gegen den Bayern-Profi aussagen. Obwohl ihr der Skandal genutzt zu haben scheint.

Von Josef Kelnberger

Zahia Dehar hat am Montag über ihren Anwalt erklären lassen, warum sie in dem neuerlichen Prozess gegen die Fußballprofis Franck Ribéry vom FC Bayern und Karim Benzema (Real Madrid) nicht aussagen will - obwohl sie doch eigentlich die Hauptperson ist.

"Alles, was sie sagen könnte, würde man missverstehen", sagte Monsieur Vaconsin im Namen seiner Mandantin der Zeitung Parisien. Aus Sicht der jungen Frau, bald 22 Jahre alt, ist alles längst gesagt: Sie habe Ribéry und Benzema über ihr Alter belogen, die beiden hätten also nicht gewusst, dass sie in den Jahren 2008 und 2009 die Dienste einer minderjährigen Prostituierten in Anspruch nahmen. Die Nächte mit den unreifen Kickern hat Zahia Dehar längst hinter sich gelassen.

Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass die Tochter algerischer Immigranten von dem Skandal profitiert hat, der vor vier Jahren losbrach. Die Fußballer wurden durch die Mühle der öffentlichen Empörung gedreht und bekamen von der Justiz eine Anklage aufgebrummt, die sie mit dreijähriger Haft bedroht. Zahia aber weinte nicht lange über ihr Schicksal als "Scandaleuse" der Nation. Ihr Vater brach den Kontakt zu ihr ab, beinahe wäre sie ausgewiesen worden. Doch als das Schlimmste überstanden war, beschloss sie, die öffentliche Aufmerksamkeit für sich zu nutzen.

Zahia Dehar machte sich einen Namen als Designerin von Luxus-Unterwäsche, unterstützt von Karl Lagerfeld, der sie als "eine typische französische Kurtisane" rühmte, und gesponsert von einem rätselhaften Investor aus Hongkong. Dehar hat nicht die Welt erobert mit ihrer sehr bonbonfarbenen, sehr plüschigen - unglaublich kitschigen - Kollektion, die sie 2012 vorstellte. Aber sie führt ein sorgenfreies Leben, ohne Mann, mit mehreren Hunden, wie sie erzählt, als Teil der Modeszene im weitesten Sinn. Erst vergangenes Wochenende erregte sie Aufsehen als Gast bei der Haute-Couture-Show von Versace in Paris.

Wodurch Zahia Dehar Aufsehen erregt? Einfach durch ihre Erscheinung. "Nur eine Puppe kommt heran an ihre Körperformen", sagte jüngst die Modefotografin Ellen von Unwerth über die Französin. "Sie ist außerdem sehr clever, und sie weiß, was sie will." Via Twitter wehrte Dehar sich sogar gegen Gerüchte, ihre Modepuppen-Figur habe sie der ästhetischen Chirurgie zu verdanken. Zum Beweis legte sie Röntgenbilder und ärztliche Atteste vor.

Dehar sieht sich nicht als Opfer

Natürlich spielt all das den angeklagten Männern in die Hände. Franck Ribérys Anwalt Carlo-Alberto Brusa wies zu Prozessbeginn am Montag immer wieder darauf hin, dass Zahia Dehar sich nicht als Opfer fühle. Sie trete nicht als Nebenklägerin auf, sie habe die beiden Fußballer mehrmals entlastet. "Was aus meiner Sicht entscheidend ist: Man spürt eine große Zielstrebigkeit bei dieser Frau." Frei übersetzt will der Anwalt wohl sagen: Die junge Frau hat sich nach oben geschlafen.

So lautet ohnehin das gängige Vorurteil gegenüber den jungen Frauen aus den Pariser Vororten, die sich in den Nachtclubs rund um die Champs-Élysées an mehr oder weniger prominente, in jedem Fall reiche Männer heranmachen.

"Michetonneuses" nennt man sie, Gelegenheits-Prostituierte auf der Suche nach dem Freier, der ihr Leben verändert. Einer der französischen Fußballer, die im Skandal um Dehar vernommen wurden, sagte den Ermittlern: Diese jungen Frauen seien keine Prostituierten im eigentlichen Sinn: "Eine Prostituierte nennt doch von Beginn an ihren Preis." Zahia, die sich schon mit 15 prostituierte, nahm in der Regel 2000 Euro für eine Nacht. Von Franck Ribéry erhielt sie angeblich einmal 700 und einmal 200 Euro "für das Taxi", wie Ribéry erklärte.

Ribéry und Benzema behaupten, sie hätten nicht gewusst, dass Zahia noch keine 18 war. Selbst die Staatsanwaltschaft glaubt nicht daran, dass den beiden das Gegenteil nachzuweisen ist; sie plädierte auf Einstellung des Verfahrens. Allein der Richter beharrte auf einer Fortsetzung des Prozesses, der im Juni 2012 unterbrochen wurde, weil Ribérys Anwalt die verfassungsrechtlichen Grundlagen der Anklage in Zweifel zog. Das ist mittlerweile vom Tisch: Die Anklage wegen Inanspruchnahme der Dienste von minderjährigen Prostituierten ist tadellos.

Aber welche Wahrheit soll in den vier Prozesstagen bis Donnerstag enthüllt werden? Es handelt sich wohl eher um ein Medienspektakel, das ablenkt von den Abgründen der alltäglichen Prostitution.

© SZ vom 21.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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