Promi-Familie Kardashian:Karriere eines Klans

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Das mittlerweile verstorbene Familienoberhaupt verteidigte seinerzeit O. J. Simpson. Heute machen die Töchter von Promi-Anwalt Robert Kardashian mit Sex-Tapes, 72-Tage-Ehen und Geburten "on air" Schlagzeilen - und Millionen. Über eine Familie, die so schwer zu ignorieren ist wie der Klimawandel.

Martin Wittmann

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Kim hat einen neuen Freund. Khloé hat ein neues Gewicht. Mutter Kris hat ein neues Gesicht. Kim hat einen neuen Freund - die Nachrichtenschleife aus dem Hause Kardashian wiederholte sich zuletzt arg.

Meist waren es Statusmeldungen der Luxusgören um ihren Stiefvater, dem etwas naturtrüb wirkenden Ex-Athleten Bruce Jenner. Ihre Reality-Show "Keeping Up With The Kardashians" drohte jedenfalls öde zu werden, und so mussten sich die Macher zum Finale der kürzlich gezeigten siebten Staffel etwas Neues ausdenken: Dreht sich die Geschichte im Kreis, drehen die Kardashians im Kreißsaal! Also bringt Kourtney on air ein Kind zur Welt, mit der Wehe als ultimative Waffe im Kampf um Aufmerksamkeit: pressen oder gefressen werden.

Eine Weile fiel es leicht, diese Menschen zu ignorieren. Gut, das einstige Familienoberhaupt, der Anwalt Robert Kardashian, hatte 1994 O. J. Simpson aus dessen Mordprozess rausgehauen. Aber der Rest der Familie hatte nichts Bedeutendes vorzuweisen - außer vielleicht Geld, Kims Home-Sex-Video und eine selbst schönheitsoperativ nicht zu verschandelnde Grundattraktivität. Diese klägliche Habe reichte 2007 für die eigene TV-Show. Es folgten weitere Shows, Schmucklinien, Boutiquen und so fort. Noch kein Grund, den rich kids Beachtung zu schenken, mag man meinen.

Man liebt sie, weil sie da sind

Nur haben sich die Netzwerkerinnen inzwischen ein so großes Ensemble an Liebhabern für ihr Alltagsdrama zusammengeschmust, dass "Krieg und Frieden" dagegen ein figurenarmes Kammerspiel ist. Die Folge: Auch des Trashs unverdächtige Musik- und Sportfans sehen ihre Helden nun von den Laszivbrummen flankiert. Die ahmen natürlich Paris Hilton nach, für die Kim als Stylistin gearbeitet hatte: Je transparenter die Trivialität, desto penetranter die Präsenz. Man liebt sie, weil sie da sind.

Nicht einmal der US-Wahlkampf ist vor der Familie sicher. Mitt Romney verglich die Wahlversprechen des Präsidenten mit Kims Ehegelübde (sie heiratete 2011 den Sportler Kris Humphries, für 72 Tage), während Barack Obama sie beim Correspondents' Dinner begrüßte. Der Radiomoderator Rush Limbaugh ätzte sogleich über "Barack Kardashian" - ein Ritterschlag.

Nach einer 72-Tage-Ehe mit dem Basketballer Kris Humphries wird Kim Kardashian - das bekannteste Klan-Mitglied - mittlerweile regelmäßig an der Seite von Rapper Kanye West abgelichtet (hier bei der New York Fashion Week). (Foto: REUTERS)

Die neueste Nachricht? "Kim Kardashian ist vernarrt in ihre Katze Mercy." Freilich, man kann diese Familie immer noch ignorieren. Man kann ja auch den Klimawandel ignorieren.

© SZ vom 29.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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