Ein Schütze hat an einer Universität in der Prager Innenstadt das Feuer eröffnet und 14 Menschen getötet. Auch der Angreifer sei inzwischen tot, teilte Polizeipräsident Martin Vondrasek am späten Donnerstagabend auf einem im Fernsehen übertragenen Briefing mit. Zunächst hatte er von 15 Toten gesprochen.
Man gehe davon aus, dass es sich um einen Studenten der Hochschule handele, der kurz zuvor seinen Vater ermordet habe und deswegen gesucht worden sei. Die formelle Identifikation stehe aber noch aus.
Der mutmaßliche Täter habe sich wahrscheinlich von Amokläufen im Ausland inspirieren lassen. Es dürfte der schlimmste Schusswaffenangriff in der Geschichte der seit 1993 unabhängigen Tschechischen Republik sein.
Nach ersten Informationen wurden 24 Menschen verletzt, davon mindestens neun schwer bis lebensgefährlich. Der tschechische Innenminister Vit Rakusan sagte im öffentlich-rechtlichen Fernsehen CT, es gebe keine Hinweise auf einen zweiten Schützen oder auf einen terroristischen Hintergrund. Rakusan appellierte dennoch an die Bevölkerung, den Anweisungen der Polizei zu folgen. Diese rief dazu auf, die Gegend weiträumig zu meiden und sperrte den Platz ab. Anwohner sollten nicht aus dem Haus gehen.
Die Schüsse fielen an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität am Jan-Palach-Platz. Die Polizei war mit einem Großaufgebot und Spezialkräften am Ort. Der Jan-Palach-Platz ist nur wenige Hundert Meter von der bekannten Karlsbrücke entfernt, dem Wahrzeichen der Stadt an der Moldau.
Auf Fotos war zu sehen, wie Studenten das Universitätsgebäude mit erhobenen Armen verließen. Nach einem Bericht des Fernsehsenders Nova soll sich der Schütze zuletzt auf dem Dach des Fakultätsgebäudes aufgehalten haben. Auch eine Explosion sei zu hören gewesen.
Studenten und Mitarbeiter der Universität teilten in den sozialen Medien mit, dass sie sich in Hörsälen und Büros verbarrikadiert hätten. Andere kletterten aus dem Fenster und stellten sich auf den Dachsims, um sich vor dem Schützen zu verbergen.
Krisensitzung der Regierung
Die Karls-Universität wurde 1348 gegründet und zählt damit zu den ältesten europäischen Universitäten. Sie hat insgesamt etwa 49 500 Studentinnen und Studenten. Davon studieren etwa 8000 an der Philosophischen Fakultät mit Fächern wie Germanistik, Slawistik oder Geschichtswissenschaft.
Der tschechische Präsident Petr Pavel sprach den Angehörigen der Getöteten sein Beileid aus. Wie das Büro des Staatsoberhaupts mitteilte, brach Pavel einen Frankreich-Besuch ab, um vorzeitig nach Tschechien zurückzukehren. Der tschechische Ministerpräsident Petr Fiala brach einen Arbeitsbesuch in Mähren ab. Am späten Abend will die Regierung zu einer Krisensitzung zusammenkommen.
Der Prager Oberbürgermeister Bohuslav Svoboda zeigte sich schockiert. "Das ist eine Tragödie", sagte er dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen CT. "Das Schlimmste daran ist, dass diese Dinge nicht zu verhindern sind." Viele dächten, so etwas könne nur in den USA passieren, weil viele dort bewaffnet seien. Es zeige sich, dass dem nicht so sei.