Kottbusser Tor:Umstrittene Polizeiwache wird am 15. Februar eröffnet

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Iris Spranger (r,SPD), Senatorin für Inneres, Digitalisierung und Sport, und Franziska Giffey (M,SPD), regierende Bürgermeisterin von Berlin. (Foto: Carsten Koall/dpa)

Anwohner wollen sie schon lange, dagegen sind vor allem linke Aktivisten. Nun kommt sie tatsächlich, die umstrittene Polizeiwache am Kottbusser Tor, wo Drogenhändler und Taschendiebe unterwegs sind.

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Berlin (dpa/bb) - Die umstrittene neue Polizeiwache am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg soll am 15. Februar eröffnet werden. Das kündigte Innensenatorin Iris Spranger am Donnerstag bei einem Besuch der künftigen Wache an. Gut eine Woche vor der Wiederholungswahl am 12. Februar informierte sie sich gemeinsam mit Berlins Regierender Bürgermeisterin Franziska Giffey (beide SPD) über den Stand der Bauarbeiten im ersten Stock eines Hochhauses in der Überführung über die Adalbertstraße. Die Kosten für den Umbau der Räume im ersten Stock blieben mit rund 3,24 Millionen Euro etwas unter dem geplanten Rahmen, erklärte Innensenatorin Spranger.

Nach jahrelangen Diskussionen sei es gelungen, das Projekt an einem der stärksten kriminalitätsbelasteten Orte umzusetzen, sagte Giffey. „Es braucht ein klares Zeichen, dass der Rechtsstaat nicht zurückweicht.“ Nötig sei für den Platz jedoch ein Gesamtkonzept mit Sozialarbeit und Prävention, so Giffey. „Natürlich sind die Probleme nicht weg, weil hier eine Wache ist.“

Die „Kotti“-Wache, wie Medien das Projekt nennen, spaltet Nachbarschaft, Geschäftswelt und Besucher. Manche hoffen auf mehr Sicherheit und weniger Süchtige, Müll und Dreck in den Hausfluren. Ein anderer Teil ist gegen viel Polizei vor Ort, das gilt insbesondere für linke Aktivisten - aber nicht nur. Die Ablehnung bekam Spranger bei ihrem Besuch am Donnerstag zu spüren. „Keine Wache am Kotti“, riefen ihre einige Menschen auf der Straße zu und lehnten ein Gespräch mit der Innensenatorin ab.

Nach den Angaben der Innenverwaltung leistete die Berliner Polizei im Bereich Kottbuser Tor im Jahr 2020 mehr als 19.200 Einsatzstunden, im Folgejahr waren es rund 40.100 Stunden. 2022 seien es bis Mitte Dezember mehr als 33.700 gewesen, so Spranger. Geleistet hätten diese vor allem Polizistinnen und Polizisten des zuständigen Abschnittes 53.

Künftig erhalten diese Unterstützung von drei Beamten, die rund um die Uhr in der „Kotti“-Wache Dienst haben sollen. Für den Schichtbetrieb stehen laut Polizei derzeit 25 Polizistinnen und Polizisten zur Verfügung. 14 davon kämen aus der Polizeidirektion 5 (City), erklärte deren stellvertretender Leiter Steffen Dopichay. Weitere 10 Beamte kämen aus der Polizeidirektion Einsatz/Verkehr. Wer sich nicht wohlfühle mit der Tätigkeit, habe die Möglichkeit zurückzugehen, versicherte Dopichay.

Nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei (GdP) gab es kaum Bewerbungen für den Dienst in der neuen Polizeiwache. Die neue Polizeiwache sei in erster Linie „ein politischer Wunsch“ und stoße im Kollegenkreis auf nicht viel Gegenliebe. „Halb zog man sie, halb sanken sie hin“, sagte GdP-Sprecher Benjamin Jendro. Letztlich erfolge die Besetzung im Rahmen von Rotationen. „Wir verlassen uns nun als GdP darauf, dass die Kolleginnen und Kollegen die Wache wieder verlassen können.“

Angesichts der hellen und freundlichen Räume mit modernster Technik sieht Innensenatorin Spranger durchaus Chancen, dass das Interesse an einer Tätigkeit in der Wache steigt. Regierungschefin Giffey meinte dazu teils mit Berliner Dialekt: „Die Kollegen, die hier arbeiten, die erleben in einem Jahr Dienstzeit soviel wie manche Kollegen in Deutschland im ganzen Berufsleben. Det is so.“

© dpa-infocom, dpa:230202-99-452824/3

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