Osterbotschaft:Papst würdigt Atom-Einigung mit Iran

Lesezeit: 4 min

Auf dem Petersplatz in Rom feiern Zehntausende die Ostermesse mit Papst Franziskus: Die Gläubigen nahmen den päpstlichen Segen "Urbi et orbi" entgegen (Foto: Getty Images)
  • Papst Franziskus hat an Ostern zu Friedensbemühungen in Konfliktregionen weltweit aufgerufen.
  • Vor Zehntausenden Menschen spendete er am Sonntag nach der Festmesse auf dem Petersplatz in Rom den Segen "Urbi et orbi" (der Stadt und dem Erdkreis).

Papst Franziskus hat die Einigung im Atomstreit mit Iran als wichtige Etappe auf dem Weg in eine friedliche Welt gewürdigt. Er hoffe, dass die Vereinbarung "ein endgültiger Schritt in Richtung auf eine sicherere und brüderlichere Welt" sei, sagte der 78-Jährige am Sonntag in seiner Osterbotschaft vor Tausenden Pilgern auf dem Petersplatz. Die am Donnerstag erzielte vorläufige Übereinkunft soll dazu führen, dass Iran seine nuklearen Aktivitäten deutlich einschränkt und der Westen im Gegenzug seine Wirtschaftssanktionen aufhebt. Ein bindendes Abkommen soll bis Ende Juni verhandelt werden.

Franziskus rief zum Ende von Kriegen und Gewalt in den Krisenregionen der Welt auf und betete für Frieden im Nahen Osten. "Möge zwischen Israelis und Palästinensern die Kultur der Begegnung wachsen und der Friedensprozess wieder aufgenommen werden", bat er. "Vom auferstandenen Herrn erflehen wir die Gnade, nicht dem Stolz nachzugeben, der die Gewalt und die Kriege schürt, sondern den demütigen Mut zur Vergebung und zum Frieden zu haben", sagte der Argentinier vor Millionen Menschen in aller Welt, die die Botschaft und den Segen "Urbi et Orbi" im TV oder über das Internet verfolgten.

Auch an das Schicksal verfolgter Christen erinnerte der Papst: "Den siegreichen Jesus bitten wir, die Leiden unserer vielen Brüder und Schwestern zu lindern, die seines Namens wegen verfolgt werden." Und er gedachte einem aktuellen Massaker: Alle Menschen guten Willens sollten für jene beten, die ihr Leben verloren haben - "ich denke insbesondere an die jungen Menschen, die am Donnerstag in der Universität von Garissa in Kenia getötet wurden", sagte er.

"Urbi et Orbi"

Den Segen "Urbi et Orbi", der Stadt und dem Erdkreis, sprach er von der Loggia des Petersdoms. Dies war der Höhepunkt der traditionellen Osterfeiern in Rom. Zuvor feierte Franziskus mit den Gläubigen, die im strömenden Regen mit Schirmen ausharrten, die Messe zur Auferstehung Christi. Danach hörte es auf zu regnen und der Papst fuhr einige Runden auf dem Petersplatz und begrüßte die Pilger.

Für Syrien und den Irak forderte der Papst ein Ende des "Getöses der Waffen". Die internationale Gemeinschaft dürfe "angesichts der ungeheuren humanitären Tragödie" nicht untätig bleiben. Franziskus forderte die Menschen auf, sich gegenseitig mit Respekt und Demut zu begegnen. "Das ist nicht Schwäche, sondern wirkliche Kraft!"

Der Papst, der am Karfreitag erneut Ostergeschenke an Obdachlose in Rom hatte verteilen lassen, sprach in seiner Botschaft auch "den Ausgeschlossenen, den Gefangenen, den Armen und den Migranten, die so oft abgelehnt, schlecht behandelt und ausgesondert werden", Mut zu. Franziskus verurteilte das "derzeitige sinnlose Blutvergießen" in Libyen und forderte Frieden für den Jemen, Nigeria, den Süd-Sudan, verschiedene Regionen des Sudan und die Demokratische Republik Kongo. Für die Ukraine bat der Pontifex: "Möge das Land dank dem Einsatz aller Beteiligten wieder zu Frieden und Hoffnung finden."

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Reinhard Marx, beklagte unterdessen ein falsches Freiheitsverständnis in der Moderne. In seiner Osterbotschaft am Sonntag sagte er, das gesellschaftliche Leitbild der Freiheit werde in Europa und im Westen durch reines wirtschaftliches Gewinnstreben und Egoismus korrumpiert. "Eine Freiheit, die sich bindungslos entfaltet und die orientiert ist am ökonomischen Profit, läuft ins Leere und schlägt um in Unfreiheit und blinde Anpassung", mahnte der Erzbischof von München und Freising. "Ein solches Verständnis von Freiheit kann nur in die Krise kommen und ist letztlich zerstörerisch."

Marx rief in seiner Predigt dazu auf, die "Idee der Freiheit" neu zu entdecken. Für die politische, wirtschaftliche und soziale Zukunft Europas und auch für eine fruchtbare Neuevangelisierung sei dies von überragender Bedeutung. "Es braucht eine Idee der Freiheit, die nicht um sich selber kreist, sondern die offen ist für Verantwortung, ja, die sich vollendet in der Liebe." Der größte Dienst, den die Kirche dem Gemeinwesen und Europa erweisen könne, sei die Verkündigung dieser Freiheit, "die ihr Ziel findet in der Begegnung, in der Solidarität, in der Hoffnung, in der Liebe". Die österliche Botschaft sei daher ein wichtiges Potenzial für das Miteinander der Menschen.

Der Vorsitzende des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, nahm in seiner Predigt am Sonntag in München vor allem die Krisenherde der Welt in den Blick. Die Osterbotschaft sei wichtig für die Menschen etwa in Syrien, im Irak und in Nigeria, die in den vergangenen Monaten auf Frieden gehofft hatten - und erleben mussten, dass "die Gewalt nicht gestoppt, geschweige denn überwunden werden" konnte. Hier könnten Zweifel entstehen, ob es überhaupt Sinn habe, sich für Ideale einzusetzen, räumte Bayerns Landesbischof ein. Aber Ostern sei ein Zeichen gegen die Hoffnungslosigkeit: Gott habe "ein Ja zu seiner Schöpfung gesprochen, das durch keine menschliche Gewalt, durch keine Ignoranz, durch keine Verblendung mehr ausgelöscht werden kann".

Gegen Sterbehilfe, Abtreibung und die Todesstrafe

Die Auferstehung Jesu ist nach Worten des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick ein Protest gegen Krieg und Terror, aber auch gegen die Zerstörung der Natur. Der auferstandene Christus rufe die Menschen auf, nach Gerechtigkeit, Frieden, Einheit und Solidarität zu streben, sagte Schick laut Mitteilung in seiner Predigt in der Nacht zum Sonntag im Bamberger Dom. "Auferstehung ist Einsatz für das Leben und Aufstand gegen den Tod. Nur so behält die Auferstehung Jesu ihren Sinn." Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann sagte, Christen könnten beim Thema Auferstehung nicht schweigen. "Die Apostel haben Familien und Heimat verlassen und sind in die damalig bekannte Welt hinausgezogen, um diese wahrlich Frohe Botschaft zu verkünden." Sie hätten Verspottung, Leid, Folter und Tod auf sich genommen - im Blick auf das ewige Leben, das ihnen durch die Auferstehung eröffnet worden sei.

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke sagte, es sei Aufgabe der Christen, für soziale Gerechtigkeit einzutreten und für einen Lebensstil des Maßhaltens. Er sprach sich gegen Sterbehilfe, Abtreibung und die Todesstrafe aus, denn das alles stünde im Widerspruch zur Botschaft von Kreuzestod und Auferstehung. Der Glaube an den Auferstandenen und an die eigene Auferstehung müssten eine Flucht ins Privatleben und Egoismus verhindern. Weil Christus für alle gestorben und auferstanden sei, lebe keiner nur mehr für sich selbst: "In Christi Auferstehung sind wir vernetzt."

© dpa/lala - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: