Nach einem Angriff mit einer Schusswaffe in einer Schule im badischen Offenburg (Ortenaukreis) ist ein angeschossener Junge seinen Verletzungen erlegen. Das teilten die Polizei und die Staatsanwaltschaft in einer Pressemitteilung mit. Der tatverdächtige 15-jährige Jugendliche sei festgenommen worden. Die Ermittler gehen bislang von einem möglichen persönlichen Motiv für die Tat aus. Gegen den mutmaßlichen Täter wurde Haftbefehl erlassen, er sitzt in U-Haft.
"Zum Sachverhalt ist bislang bekannt, dass der Minderjährige ein Klassenzimmer betrat und gezielt auf seinen darinsitzenden gleichaltrigen Mitschüler zuging und auf diesen mindestens einen Schuss aus einer Handfeuerwaffe abgab. Hierdurch erlitt dieser schwerste Verletzungen", heißt es zum Tathergang in der Mitteilung.
Ein Zeuge hielt laut Polizei den Tatverdächtigen bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte fest. Diese hätten wenige Minuten nach den Notrufen den Einsatzort erreicht und sofort das Gebäude betreten, heißt es weiter.
Insgesamt war die Polizei mit mehr als 300 Einsatzkräften vor Ort. Laut Polizeikreisen war auch ein Spezialeinsatzkommando (SEK) dabei. Von einer Amoktat werde explizit nicht gesprochen, sagte ein Polizeisprecher. Während die Schule durchsucht wurde, blieben die rund 180 Schülerinnen und Schüler zunächst in den Klassenzimmern, ehe sie zu ihren Familien konnten. Die Behörden kümmerten sich um psychologische Betreuung.
Nicht der erste Polizeieinsatz an deutscher Schule in dieser Woche
Anwohner berichteten von Hubschraubern, die stundenlang über dem Areal kreisten. Sirenen von Einsatzfahrzeugen heulten, auf einer wichtigen Verkehrsachse gab es eine Straßensperre. Offenburg mit rund 62 000 Einwohnern ist in der Region im Westen Baden-Württembergs ein wichtiges Verkehrs- und Wirtschaftszentrum, das Leben ist aber sonst eher beschaulich.
Die Waldbachschule ist nach eigenen Angaben ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt Lernen. Schülerinnen und Schüler werden in 15 Klassen unterrichtet.
"Die Polizei hat den mutmaßlichen Täter schnell gefasst und ermittelt mit Hochdruck die Hintergründe der Tat", erklärte Innenminister Thomas Strobl (CDU) in Stuttgart. Es werde von einem Einzeltäter ausgegangen. Hinweise auf einen politischen Hintergrund der Tat habe die Polizei zurzeit nicht. Laut dpa-Informationen soll der mutmaßliche Täter mehr Munition dabeigehabt haben als er abfeuerte.
Es war nicht der erste Polizeieinsatz an einer deutschen Schule in dieser Woche. Am Mittwoch hatte die Polizei eine Schule in Hamburg-Blankenese durchsucht. Eine Lehrerin war dort von Schülern mit einer Waffe bedroht worden. Vier Kinder im Alter zwischen zwölf und 14 Jahren wurden noch am Mittwoch vorläufig festgenommen, zwei mutmaßliche Spielzeugwaffen wurden sichergestellt. Am Donnerstag nahm die Polizei ein fünftes Kind fest und fand eine weitere Spielzeugwaffe.