Wegen des Verdachts, einen Partner durch ungeschützten Sex mit dem Aids-Virus infiziert zu haben, hat die Staatsanwaltschaft Darmstadt jetzt offiziell Anklage gegen die No-Angels-Sängerin Nadja Benaissa erhoben. Bei einer Verurteilung wegen gefährlicher Körperverletzung droht der 27-Jährigen eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren.
Nun müsse das Gericht entscheiden, ob und in welcher Form es die Anklage zulasse, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft zu sueddeutsche.de. Erst damit entscheidet sich, ob es tatsächlich einen Prozess gegen die Sängerin geben wird. Sie soll sich vor einem Jugendschöffengericht verantworten, da sie im fraglichen Zeitraum noch Jugendliche war.
Hinreichender Tatverdacht
Benaissa wird vorgeworfen, 2004 einen Mann mit HIV angesteckt zu haben. Sie habe mit ihm geschlafen, obwohl sie von ihrer Infektion wusste. Zudem werden ihr vier Fälle von versuchter gefährlicher Körperverletzung zur Last gelegt. Insgesamt gehe es um drei Sexualpartner, mit denen Benaissa in den Jahren 2000 bis 2004 geschlafen haben soll.
"Ihr war bewusst, dass jeder ungeschützte Sexualkontakt eine Übertragung des Virus zur Folge haben kann", heißt es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft. Ein Sachverständigen-Gutachten habe den für eine Anklageerhebung hinreichenden Tatverdacht ergeben. Die Sängerin habe bisher lediglich zugegeben, über ihre Infektion informiert gewesen zu sein.
Der Popstar saß im April vergangenen Jahres zehn Tage in Untersuchungshaft. Benaissa war am Osterwochenende 2009 kurz vor einem Solo-Auftritt in dem Frankfurter Club Nachtleben festgenommen worden. Die Umstände der öffentlichen Festnahme und die Information der Öffentlichkeit durch die Staatsanwaltschaft hatten heftige Kritik hervorgerufen und eine deutschlandweite Debatte ausgelöst. Benaissa ging schließlich in die Offensive und sprach in Interviews über ihr Leben mit der Krankheit.
Die No Angels gelten als bislang erfolgreichste deutsche Mädchenband. Die Gruppe war im Jahr 2000 bei der TV-Show Popstars entdeckt worden. Ihre Alben verkauften sich zwischen 2000 und 2003 rund fünf Millionen Mal.