SZ-Kolumne "Mitten in ...":Ach, Sie sind das?

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(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Eine SZ-Redakteurin verhält sich in San Francisco etwas auffällig. Aber egal, kennt einen ja keiner hier. Oder vielleicht doch? Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... San Francisco

Nicht weit von unserer Wohnung im Inner Sunset gibt es eine berühmte Treppe. Anwohner haben hier 163 Stufen zu einem hübschen Mosaik gekachelt, die Treppe führt hoch zum Grandview Park, von wo man die Golden Gate Bridge sehen kann, jedenfalls wenn es nicht gerade neblig ist - also fast nie. Aber die Treppe ist einen Ausflug wert. Also verabreden wir uns dort, was nicht ganz klappt. Mutter und Kinder stehen unten, der Vater taucht am oberen Ende auf, blickt suchend umher. Jetzt gilt es, Aufmerksamkeit zu erregen: In roter Jacke wie ein Gummiball hochspringen, mit den Armen wedeln - das müsste doch klappen. Die Kinder sind peinlich berührt. Man sagt: Ach, kommt, das ist doch lustig, außerdem kennt uns hier ja niemand. Da spürt man Blicke von der Seite. Ein paar andere Touristen sind auch da. "Hallo! Sie sind doch die Wissenschaftsjournalistin von der SZ!" Christina Berndt

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Gaiole

Nachts um drei Uhr, Ankunft in Gaiole im Chianti. Mit dem Vermieter ist vereinbart, dass er den Schlüssel für das Appartement stecken lässt. Hat er vergessen. Wir rufen ihn an, klingeln an seiner Haustür, werfen Steinchen an die Fenster. Vergebens. Da geht die Haustür auf, ein Mann um die 60 schaut hinter einem Vorhang hervor. Der sagenhafte J., einer aus unserer Gruppe, hüpft, wie vom Metzger gestochen, über die Straße. Hä? "Der ist nackert!", ruft J. Es ist Cesare, der Nachbar des Vermieters. Er hört sich unsere Geschichte an, zieht etwas über und sagt: "Ihr könnt in meiner Garage schlafen." Darin stehen alte Motorräder, ein Tisch voll leerer Weinflaschen, ein großes Bett, an der Wand hängen Fußballfotos. "Da sind Bier, Wein und Speck", sagt Cesare und öffnet einen Kühlschrank. "Nehmt euch, was ihr wollt." Danke, Cesare, danke und gute Nacht! Sebastian Herrmann

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Athen

Was ist das? Ein Eisberg vor dem griechischen Parlament? Bei 25 Grad im Schatten. Aus der Nähe betrachtet ist das weiße Flockengebirge auf dem großen Springbrunnen am Syntagma-Platz natürlich kein Eis - es ist Schaum! Die Fontäne platscht ins Marmorbecken und macht immer mehr Schaum, das Gewölk läuft über den Rand, türmt sich in die Höhe, als hätte jemand literweise Badezusatz in den eleganten Brunnen gekippt. Ein Witzbold? Die notorischen Anarchisten? Als Kommentar zur griechischen Politik? Alles Schaum eben. Kinder kreischen, tragen Schaumberge herum, Touristen setzen sich Schaumkronen aufs Haupt. Polizisten auf Motorrädern machen Handybilder, ratlos. Da dreht ein Parkwächter das Wasser ab. Ein städtischer Putztrupp erscheint. Die Männer schauen verdutzt - einer lacht. Ist ja nur Schaum. Christiane Schlötzer

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