SZ-Kolumne "Mitten in ...":Einmal Latte mit Milch, bitte!

Lesezeit: 2 min

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Eine SZ-Redakteurin wird in der Toskana Zeugin eines kulturellen Missverständnisses. Die Protagonisten: ein Butler der alten Schule und eine Touristin, die alles besser weiß. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Marina di Massa

"Prego." Der Kellner bringt dem jungen Paar am Nebentisch in dem toskanischen Hotel eine Kanne Milch. "Was ist das?", fragt die Touristin auf Englisch und rümpft die Nase. "Milch", sagt der Kellner, weißes Hemd, leichte Verbeugung, Typ alte Butler-Schule. "Aber ich habe Latte bestellt", sagt sie. "Latte bedeutet Milch", sagt der Italiener, betont geduldig. "Nein", hebt sie an mit Lehrerinnenmiene, "Latte ist eine Art von Kaffee." "Sie wollen Kaffee?", fragt der Kellner. Ist-ja-wohl-klar-Geste von ihr. Kurz darauf kommt er mit einem zweiten Kännchen wieder, schwarzer Kaffee, "prego". Das Paar verdreht die Augen. Man kann sich den kurzen Zwischenruf vom Nebentisch nicht verkneifen: "Ich glaube, sie meinte Latte macchiato." Ein "Ah!" von ihm, ein "Jaa!" von ihr, und doch noch ein Lächeln auf beiden Tischseiten - trotz touristischer Arroganz und italienischem Stolz. Veronika Wulf

Mitten in ... der Luft

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Im Airbus A320 von München nach Berlin meldet sich der Kapitän: "Wir haben die Reiseflughöhe verlassen, der Himmel über Berlin ist bedeckt, aber das ist noch nicht die schlechteste Nachricht, die ich für Sie habe ... Leider ist das gesamte Aufgabegepäck nicht an Bord." Es komme "wahrscheinlich" mit der nächsten Maschine nach. "Gehen Sie am besten direkt zum Lost-and-Found-Schalter", rät der Lufthansa-Mann. Dort sei man dann aber nicht mehr zuständig, erklärt eine Stewardess kurz darauf. Der Koffer werde nach Hause geliefert. Die Verunsicherung über den Wahrheitsgehalt dieser Aussage mischt sich mit dem Ärger über die Airline und der Scham, die kurze Reise überhaupt per Flugzeug angetreten zu haben. Doch plötzlich lächelt der Sitznachbar. Er dichtet: "Und die Moral von der Geschicht'? Inlandsflüge - lieber nicht!" Sina Kampe

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Skagen

Wo Nordsee sich und Ostsee küssen ... Ach nein, das waren Fulda und Werra. Egal. Hier, am nördlichsten Zipfel Dänemarks, drängen sich die Menschen, die ihre Füße gleichzeitig in Nord- und Ostsee baden wollen. Aber erst mal muss das Auto abgestellt werden. Der Parkscheinautomat ist so kompliziert, dass eigens ein sprachkundiger Berater bereitsteht. Cash? Sorry. EC-Karte, mit der man sonst in Dänemark an jeder Würstchenbude bezahlen kann? Sorry. Nur Visa- oder Mastercard. Haben wir auch. Autonummer eintippen. Geplante Parkzeit eintippen. Aber dann: die PIN. Weiß ich leider nicht, die brauche ich sonst nie. Was jetzt? Fußbad gestrichen? Aber nein. Der freundliche Berater hat noch ein Ass im Ärmel. "Fahren Sie zweihundert Meter zurück, gegenüber vom Leuchtturm, am rechten Straßenrand. Da können Sie parken. Kostet nichts." Hans Holzhaider

Weitere Folgen der Kolumne "Mitten in ..." finden Sie hier .

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusItalien
:Und ewig lockt der Autogrill

Wer auf deutschen Autobahnen gen Süden fährt, freut sich auf den ersten Caffè jenseits der Grenze - zu Recht! Unterwegs in italienischen Raststätten, den Orten deutscher Sehnsucht.

Von Marc Beise

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: