SZ-Kolumne "Mitten in ...":Ach, das kleine bisschen Lava

Lesezeit: 2 min

Der SZ-Autor verhält sich beim Aufstieg auf einen isländischen Vulkan viel zu vorsichtig. Wozu denn bitte Wanderschuhe? Drei Anekdoten aus Deutschland und der Welt.

Mitten in ... Grindavík

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Auf Island spuckt ein Vulkan gerade Tonnen von flüssigem Gestein aus, der glühende Strom schiebt sich als langsam abkühlendes Ungetüm durch die karge Landschaft. In Deutschland wäre längst alles eingezäunt, die Isländer sind da gelassener: Nur der Weg durch das empfindliche Islandmoos ist aufgeschüttet, sonst geht es zwei Stunden bergauf über grobes Geröll zu dem feuerspeienden Berg. Kaum Markierungen, ein paar Mal mussten schon Rettungskräfte ausrücken. Einfach so läuft man hier nicht rauf, denkt der deutsche Tourist in seinen Wanderschuhen. Aber Moment, was machen denn die ganzen Leute hier? Haben die ihre Kinder dabei? Trinkt da jemand Bier? Hat der Kerl da hinten Flipflops an? Von ein paar Kilometern unwegsamem Gelände lässt sich wohl kein Isländer von einer Feierabendparty im Lavaschein abbringen. Nicolas Freund

Mitten in ... Berlin

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Nach langer Zeit endlich wieder ein Besuch in der Hauptstadt. Ohne Corona-Schnelltest geht natürlich auch hier nichts. Ein Blick auf Google Maps verrät, dass sich die nächste Teststation irgendwo in der Nähe vom Checkpoint Charlie befindet, wird man dann schon finden. Neben dem Kiosk am Eck bildet sich eine Schlange. Das wird sie sein, die Teststation. Ein Schild fehlt, aber wofür soll man auch sonst gerade anstehen in Berlin, wo doch die Clubs geschlossen haben? Als man die Räder abschließt, guckt der Mann am Eingang, der jedem die Hände desinfiziert, skeptisch. Türen in Berlin sind eben immer hart, denkt man noch, als ein Mann irritiert fragt: "Steht ihr auch an?" Nun wirft man doch noch mal einen Blick aufs Handy. Ambulanz für Integrierte Drogenhilfe steht da. Die Corona-Teststation befindet sich ein paar Straßen weiter, ganz ohne Schlange davor. Jacqueline Lang

Mitten in ... Lenggries

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Auf der Gartenbank vor dem Ferienhäuschen, das an einem Wanderweg liegt, hat man sich's bequem gemacht. Da steht plötzlich ein Bursche in Wandermontur vor einem und meint, er habe eine ungewöhnliche Bitte: Ob er die Toilette benutzen könne? Perplex stammelt man, dass man dazu eigentlich in den Wald geht, doch der Mann antwortet prompt: "Aber wenn das jeder machen würde ..." Also, wenn's sein muss. Danach macht man vorsichtshalber penibel sauber. Einige Wochen später, ähnliche Szene, diesmal ein Wanderer in hohem Alter, dehydriert auf wackeligen Beinen. Er hatte abkürzen wollen, sich dann aber verlaufen. Schnell werden ein Stuhl und Wasser gereicht, ein knappes Stündchen dauert es, bis die Ehefrau mit dem Auto eintrifft. Da fällt einem ein, dass drinnen einer wartet, der schon lange raus will: der leider nun dehydrierte Braten. Claudia Müller

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