SZ-Kolumne "Mitten in ...":Bleiben oder nicht bleiben?

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Die SZ-Korrespondentin in Baden-Württemberg wird bei einem Theaterbesuch auf der Burg Hohenzollern so klatschnass, dass sie beschließt, den berühmten Hamlet-Monolog umzudichten. Drei Anekdoten aus Schwaben, Bayern und Österreich.

Mitten in ... Burg Hohenzollern

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Eine dunkle Gewitterwand zieht auf die Burg Hohenzollern zu. Im Hof sind Plastikstühle aufgebaut, denn eine britische Theatertruppe hat zum Gastspiel unter freiem Himmel geladen. Begleitet von Donnergrollen, aber trocken, hat es Hamlet noch durch seinen berühmten Monolog geschafft, nun schüttet es. "To stay, or not to stay?" - das ist jetzt die Frage. Doch ohne Diskussion sind sich Schauspieler und Publikum einig, dass ein kleines Unwetter nicht das Ende dieses Abends sein kann. Alle suchen Schutz, während die Blitze um den Burgberg herum zucken. Dann geht es weiter. Was macht es schon, dass der Regen die Kostüme dunkel färbt und sich die Nässe allmählich auch unter die Regenponchos im Publikum schleicht? Am Ende haben die Zuschauer Schrumpelhände, aber Euphorie im Gesicht. Endlich mal wieder Theater! Claudia Henzler

Mitten in ... Poing

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Vor einiger Zeit im Gartenmarkt gewesen, im Angebot: Oleander, Italien-Campingplatzgefühl für 11,99 Euro. Manche Leute können sich bei Handtaschen nicht bremsen, manche bei Sportschuhen nicht, und mit manchen gehen eben bei Draußenpflanzen die Gäule durch. Also rascheln im Einkaufswagen drei Oleanderbüsche. Sie sehen alle gleich aus mit ihren winzigen Knospen, doch die Etiketten verheißen eine vielfältig-zarte Blütenpracht, weiß, gelb, lachsrosa. Beim Bezahlen noch mal nachgefragt wegen der Farben, "vertrauen Sie uns", sagt die Kassiererin. Ein paar Sonnenwochen später öffnet zuerst der lachsfarbene Oleander seine knallpinken Blüten, wenig später schimmert es rosa im gelben Busch. Fehlt noch der weiße, der braucht eine Extraladung Dünger. Jetzt aber ist er aufgeblüht, in ... tada: Weiß. Was für eine Überraschung! Nadeschda Scharfenberg

Mitten in ... Kufstein/Kiefersfelden

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Grenzkontrolle. Autos mit österreichischem Kennzeichen werden ignoriert, die Deutschen müssen anhalten. Natürlich war man darauf vorbereitet. Man freut sich fast ein bisschen. Noch einmal fühlen wie bei einer Fahrkartenkontrolle, dann ist Urlaub. Man dreht die Musik viel zu früh leiser, Impfpässe und Einreiseformulare liegen in Klarsichtfolie bereit. Ein letzter, eher spaßhafter Blick in den eigenen Perso, der ja bestimmt noch 15 Jahre gilt. Hoppla, abgelaufen. Jetzt einfach cool bleiben, merkt schon niemand. Dann ist Showtime. Die Freundin am Steuer macht das Fenster runter. "Wohin soll es gehen?", fragt der Mann in Uniform. Sie antwortet inhaltlich korrekt, aber vielleicht etwas vage: "Nach Österreich." Darauf der Grenzbeamte: "Willkommen in Österreich." Für den abgelaufenen Perso hat sich jedenfalls niemand interessiert. Julian Erbersdobler

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