Mainz:Erste Mainzelmännchen-Ampel Deutschlands blinkt in Mainz

Lesezeit: 2 min

Die bundesweit erste Mainzelmännchen-Ampel ist in Mainz in Betrieb gegangen. (Foto: dpa)

In Mainz, der Hauptstadt von Rheinland-Pfalz und ZDF, wird eine Fußgängerampel mit Mainzelmännchen eingeweiht. Das ist womöglich nicht niedlich, sondern ein Angriff auf internationale Verkehrsvereinbarungen.

Von Martin Zips

Die Einweihung von Deutschlands erster Mainzelmännchen-Fußgängerampel in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz kann als herber Rückschlag für alle internationalen Bestrebungen nach mehr Einheitlichkeit bei den Verkehrsregeln gesehen werden. Immer wieder ist ja auf Konferenzen versucht worden, länderübergreifende Bestimmungen für Lichtsignale, Markierungen und Verkehrsschilder zu schaffen: im Jahr 1926 in Paris, 1931 in Genf und 1968 in Wien. Und viele Beschlüsse wurden auch umgesetzt. Doch bei den Fußgängerampeln scheint jeder das zu machen, was er will.

Möglich wird die Mainzelmännchen-Ampel, die am Mittwoch am Mainzer Neubrunnenplatz in Anwesenheit des Oberbürgermeisters Michael Ebling (SPD), des Fernseh-Intendanten Thomas Bellut (ZDF) sowie der internationalen Fachpresse eingeweiht wird, durch die deutsche Straßenverkehrsordnung, Paragraf 37, Absatz 2, Nummer 5. Dort ist allein davon die Rede, dass das "Lichtzeichen für zu Fuß Gehende" durch ein "Sinnbild Fußgänger" anzuzeigen ist. Wie dieses Sinnbild im Detail auszusehen hat, regeln aber auch die "Richtlinien für Lichtsignalanlagen" der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen nicht zweifelsfrei. Daher finden hierzulande neben Ost-Ampelmännchen (mit Hut) und West-Ampelmännchen (ohne Hut) auch Ampelfrauen, homosexuelle Ampel-Paare sowie Mainzelmännchen Verwendung.

Fußgänger
:Darum ist die Ampel nie lange genug grün

Fußgänger kennen das: Bei Grün schafft man es nur selten ganz über die Ampel. Die wenigsten wissen: Das ist Absicht. Wie Ampelschaltungen funktionieren.

Von Felix Reek

Womöglich leuchtet in München bald Meister Eder von der Fußgängerampel

Weltweit ist die Lage freilich noch unübersichtlicher: besonders dicke Ampel-Figuren in Italien, Kolumbien und Griechenland, besonders dünne in Frankreich und Guadeloupe. In Dänemark: da und dort bewaffnete Ampel-Soldaten, die an die Niederschlagung der Schleswig-Holsteinischen Erhebung vom 6. Juli 1849 erinnern.

Mal tragen Ampelmännchen eine Bedeckung am Kopf (Japan, Spanien), mal Ski oder Snowboard unter dem Arm (Innsbruck) und oft könnten sie einem irren Computerspiel entsprungen sein (Thailand, Taiwan). Einige von ihnen leuchten rot oder grün auf schwarzem Hintergrund (Europa), andere stehen schwarz im Vordergrund (Mongolei). In New York City wird der Passant von einer leuchtend roten Hand beziehungsweise dem Schriftzug "Dont walk" (wo ist der Apostroph?) gestoppt. In Las Vegas erinnern ihn bewegliche LED-Augäpfel daran, nach links und rechts zu schauen.

Es gibt nicht wenige Länder, in denen der Straßenquerer in seinem lebensgefährlichen Unterfangen von einem Countdown zusätzlich unter Druck gesetzt wird. In Japan wiederum versuchen ihn sanfte Melodien zu beruhigen. Im Fachjargon heißt so etwas "akustische Querungshilfe" und ist weltweit ebenfalls chaotisch. Mal klingen Querungshilfen wie tickende Zeitbomben (Deutschland), mal wie Playstation-Gewehre (Madrid). Und während das Überqueren einer roten Fußgängerampel in Schweden und Norwegen als de facto legal angesehen werden darf, kann es einem woanders ganz schön teuer zu stehen kommen.

Antwortet Berlin mit Pittiplatsch und Schnatterinchen?

Eine Mainzelmännchen-Ampel bringt da - 83 Jahre nach Einrichtung der weltweit ersten Fußgängerampel in Kopenhagen - auch keine Entspannung. Es handele sich um ein Pilotprojekt, welches womöglich auf weitere Kreuzungen in Mainz ausgeweitet werde, erklärt dazu ein Stadtsprecher. Wird also auch München bald auf die Idee kommen, seine Ampeln mit Pumuckln und Schreinermeistern zu schmücken? Antwortet Berlin mit Pittiplatsch und Schnatterinchen? Und Köln mit Maus und Elefant?

Beruhigend wirkt da die Geschichte von der einen Ampel in der Stadt Syracuse im Nordwesten des US-Bundesstaates New York, an der schon seit 1928 das grüne Licht oben und das rote Licht unten leuchtet. Irische Einwanderer hatten das so durchgesetzt, weil sie Grün (die Farbe Irlands) unbedingt über Rot (der Farbe Englands) sehen wollten. Unfälle kommen an dieser Kreuzung auch nicht häufiger vor. Die globale Vielfalt - so schlimm ist sie halt doch nicht.

© SZ vom 23.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Verkehrssicherheit
:Augsburg führt Boden-Ampeln für Handynutzer ein

Weil Fußgänger häufig auf ihr Smartphone starren, kommt es immer wieder zu Unfällen. Die Stadt testet deshalb, ob rote Blinklichter an der Bordsteinkante das verhindern können.

Von Stefan Mayr

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: