Lawinenunglück am Mount Everest:Nepals Regierung will Sherpa-Ausstand verhindern

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Auch in diesem Jahr zieht der Everest zahlreiche Expeditionen an. (Foto: Barbara Walton/dpa)

Die Sherpas am Mount Everest wollen nach dem Tod von 16 Kollegen in dieser Saison nicht mehr zum höchsten Gipfel der Welt aufsteigen. Eine Regierungsdelegation ist ins Basislager geflogen, um den Ausstand abzuwenden.

Die Kletterindustrie am Mount Everest ist ach dem Unglück der vergangenen Woche kurzzeitig in den Fokus gerückt, der Kommerz am höchsten Berg der Welt Gegenstand von Debatten geworden. Doch der Tourismus im Himalaja bleibt ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und so will die nepalesische Regierung den Streik der einheimischen Bergführer unbedingt bald beenden.

Tourismusminister Bhim Acharya und Vertreter zahlreicher Bergsteigergruppen flogen am Donnerstag mit dem Helikopter ins Everest-Basislager, um die Sherpas zum Weiterarbeiten zu bewegen. Diese hatten sich mehrheitlich dafür entschieden, aus Respekt vor ihren 16 toten Kollegen und Freunden in diesem Jahr nicht mehr auf den Everest zu steigen. Sie fordern unter anderem bessere Lebensversicherungen und Entschädigungen. Der Ausstand würde 32 Expeditionen mit 734 Teilnehmern betreffen. Nepal rechnete in dieser Saison mit drei Millionen Dollar (etwa 2,2 Millionen Euro) an Gebühren.

Hunderte Bergsteiger, die zum Teil schon viel Geld für Expeditionen bezahlt haben und teilweise schon vor Ort sind, stehen vor der bitteren Enttäuschung, nicht aufsteigen zu können. Bergsteiger Tim Rippel berichtete in seinem Blog, einige Expeditionen übten Druck auf die Sherpas aus. Viele andere internationale Gruppen haben sich jedoch aus Solidarität bereits zur Umkehr entschlossen.

Wegen des Mangels an Verständnis bei manchen Expeditionen baue sich Wut bei den Sherpas auf, manche sprächen schon von Vergeltungsmaßnahmen gegen diejenigen, die weiter aufsteigen wollen. Deswegen reise er jetzt nach Hause, und seine Organisation Peak Freaks überlege sich, ob sie überhaupt noch einmal zum Everest zurückkehren wolle.

"Lassen wir den Bergen ihre Größe"

Bergsteiger-Legende Reinhold Messner hat seine Forderung wiederholt, dem Massentourismus am Everest ein Ende zu setzen. "Lassen wir den Bergen ihre Größe, ihre Gefahren und ihre Ausstrahlung", sagte Messner der Stuttgarter Zeitung. Es dürfe weder Seilbahnen noch Straßen oder Pisten bis zum Gipfel geben. Die Regierung in Nepal rief Messner auf, "nur eine Expedition pro Route pro Jahr auf den Berg, ohne Piste" zuzulassen.

Der 69-jährige Messner hatte 1978 zusammen mit einem Kollegen als erster Mensch den Gipfel des Mount Everest ohne Sauerstoffflasche erreicht und zwischen 1970 und 1986 alle insgesamt 14 Achttausender bezwungen.

Am vergangenen Freitag hatte sich am Mout Everest eine Lawine gelöst und 16 Sherpas in den Tod gerissen, die für die Ende April beginnende Bergsteiger-Saison eine Route zum Gipfel vorbereiteten. Es war das bislang schlimmste Unglück an dem 8848 Meter hohen Berg im Himalaja.

© Süddeustche.de/dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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