Im Fall des nachgebauten Holocaust-Mahnmals vor dem Haus von AfD-Politiker Björn Höcke ermittelt nun die Staatsanwaltschaft. Es bestehe der Anfangsverdacht auf versuchte Nötigung, sagte Behördensprecher Dirk Germerodt. Es gehe um die Aufforderung des Künstlerkollektivs "Zentrum für politische Schönheit" (ZPS) an den Politiker, vor dem Holocaust-Denkmal in Berlin oder vor dem Nachbau auf einem Nachbargrundstück Höckes auf Knien um Vergebung für die deutschen Verbrechen des Zweiten Weltkriegs zu bitten - anderenfalls würden in der Vergangenheit über Höcke gesammelte Informationen veröffentlicht.
Der Staatsanwaltschaft liegt eine Strafanzeige gegen die Aktivisten vor. Diese wurde nicht von Höcke erstattet, wie Germerodt sagte. Das Künstlerkollektiv hatte vergangene Woche in Bornhagen eine Nachbildung des Berliner Holocaust-Mahnmals aufgebaut. Es wollte damit gegen eine umstrittene Rede Höckes Anfang des Jahres in Dresden protestieren. Eigenen Angaben zufolge beobachtet das ZPS den Thüringer Partei- und Fraktionsvorsitzenden seit zehn Monaten. Der Mahnmal-Nachbau bleibt vorerst weiter für die Öffentlichkeit geschlossen. Der künstlerische Leiter des ZPS, Philipp Ruch, begründete dies mit einer massiv beschädigten Stele. Der Polizei liegt nach Angaben einer Sprecherin eine entsprechende Anzeige des ZPS vor.
Kunstaktion bei Björn Höcke:Ein politisches Geschenk an die AfD
Das Zentrum für Politische Schönheit baut Björn Höcke ein Holocaust-Mahnmal vors Haus. Der kann sich jetzt als Opfer linker Gesinnungshetze inszenieren.
Die Aktivisten hatten zudem das angemietete Grundstück kurzzeitig verlassen und als Grund anonyme Drohungen angegeben, auch Morddrohungen seien darunter gewesen. Sie kündigten an, ihren Mahnmal-Nachbau ab dem Wochenbeginn wieder öffentlich zugänglich machen zu wollen.
AfD-Chef Höcke hat die Aktivisten am Wochenende als "terroristische Vereinigung" bezeichnet. "Wer so etwas tut, ist in meinen Augen ein Terrorist", sagte Höcke der Leipziger Volkszeitung zufolge am Sonntag auf einer Konferenz des rechten Compact-Magazins in Leipzig. Die Künstler kündigten demnach an, nicht gegen Höckes Aussagen vorgehen zu wollen.